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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
23. Jänner 2008
22:57 MEZ
Galerie nächst St. Stephan, 1010 Wien, Grünangergasse 1/2. Bis 23. 2.

Link: www.schwarzwaelder.at  

Foto: mediaclash
Detaillierter Einblick in ein Bildduell: "Instructions for a Light and Sound Machine" (2005).

Filme an die Wand
Ausstellung des österreichischen Filmemachers Peter Tscherkassky in der Galerie nächst St. Stephan

Einer etwas blumigen Umschreibung entsprechend werden Filme normalerweise an die Wand geworfen. Hier werden sie zur Abwechslung wieder einmal an die Wand gehängt. Auf rechteckige Leuchtkästen gespannte Filmstreifen ergeben ein neues Bild von dem, was davor auf dem Monitor als Sequenz bewegt rotiert.

Der österreichische Filmemacher Peter Tscherkassky, ein wichtiger, international renommierter Vertreter der zeitgenössischen heimischen Kinoavantgarde, hat jenen Werkkomplex, der seit L'Arrivée (1997/98) für die Leinwand entstanden ist, nunmehr für den Galerieraum überarbeitet. "From A Dark Room" heißt die kleine Ausstellung - nicht zuletzt deshalb, weil Tscherkassky seine Arbeiten seit über zehn Jahren nicht mehr mit der Kamera produziert. Stattdessen traktiert er "gefundenes", bereits belichtetes Filmmaterial in der Dunkelkammer mit allerlei Hilfsmitteln und Geräten (eine Vitrine zeigt Kinderbastelschere und Laserpointer).

Was in der Projektion bei linearer zeitlicher Abfolge Effekte generiert, wird im aktuellen Arrangement eine Art Querschnitt, bei dem Strukturen, ein visueller Rhythmus vollends gegenüber den Spuren von Personen und Handlungselementen in den Vordergrund treten. In einem eigenen Raum ist dann noch eine frühe Variation dieses Wechselspiels zwischen (portablem) Objekt und flüchtigem Bewegtbild ausgestellt: Für Motion Picture (La Sortie des Ouvriers de l'Usine Lumière à Lyon) von 1984 wurde ein Kader aus dem Film der Lumières auf nebeneinander aufgespannte 16-mm-Streifen übertragen.

Der montierte Film enthält dieses Sujet zwar physisch, sichtbaren Niederschlag hat es jedoch nur in seiner Fragmentierung. Beides zugleich ist nicht zu haben. (irr / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.1.2008)


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