Bei dieser interdisziplinären Konferenz über Theorie und Praxis der Analyse von Netzwerken in unterschiedlichen Wissenschaftsfeldern, Kunst und Kunsttheorie sowie in Wirtschaft und Business sind 30 Vertreter unterschiedlicher Disziplinen aus sieben Ländern zu Gast. Experten und Praktiker aus verschiedenen Fachgebieten diskutieren Hintergründe und Chancen dieses Trends. Die behandelten Themen reichen von Gruppendynamik in der Amundsen-Scott-Südpolstation, über die Wissenschaftskommunikation bis hin zur Informationsvisualisierung.
Eine besondere Art von Netzwerkvisualisierung hat der Österreicher Gerhard Dirmoser geschaffen. Er beobachtete über 25 Jahre die Ars Electronica systematisch und erstellte eine thematische Kartierung aller Sichtweisen, Aspekte und Personen, die für die Ars relevant erscheinen. Durch Visualisierung mittels großformatiger Diagramme entstand ein ganz eigenes vernetztes Universum.
Auch eine Reihe von kleineren Veranstaltungen beschäftigt sich schwerpunktmäßig explizit mit Fragen des Networking und den Digitalen Communities und Commons, wie sich auch die neue Kategorie des Prix Ars Electronica bezeichnet. Im Zuge dessen wird etwa auch Creative Commons, ein internationales Open-Content-Lizenzierungssystem, vorgestellt. Eine Reihe von österreichischen Institutionen (Die OCG, das Tiroler Bildungsservice, die Fachhochschule Vorarlberg und PUBLIC-Voice) haben die Umsetzung der Creative-Commons-Lizenzen für das österreichische Recht initiiert.
Aber auch die kulturelle Relevanz von Digital Communities wird untersucht. Das neue soziale Leben - bestimmt durch Netzwerke im digitalen Zeitalter. Mit der Wiederentdeckung des Internets als sozialen Raum rücken auch die Digital Commons, die für alle Menschen frei zugänglichen Wissensnetzwerke, ins Blickfeld. Möglicherweise auch als Ort der gesellschaftlichen Innovation, als "kollektives Echtzeit-Entwicklungslabor für digitale Güter und neue Formen menschlicher Gemeinschaft". Was führt und hält digitale Gemeinschaften zusammen, was macht ihren Erfolg aus? Welche Rolle spielen Communities und Web-logs beim Entstehen von Digital Commons?
Das alles sind Diskussionsthemen der Konferenzen der heurigen Ars. Die "Allmende" (engl.: commons) gehört allen, sie ist ein im Besitz der Dorfgemeinschaft befindliches Grundeigentum. Alle Gemeindemitglieder haben das gleiche Recht zur Nutzung. Zu nennen ist hier beispielsweise das WikiWeb, ein Online-Communitysystem mit interessanten Eigenschaften.
Im Vergleich zu Foren, Mailing-Listen, Blogs und BBSs produziert das Wiki eben keine Nachrichten, sondern Seiten. Der Erlebnisfaktor beim Umgang damit sinkt, aber der Wert des produzierten Contents steigt. Statt Systemen, die einem Briefwechsel ähneln, entsteht etwas, das einem sich immer vergrößernden Buch gleicht. Statt teurer Webseiten, hinter denen professionelle Webgrafiker stehen, entstehen Seiten in einem wieder verwendeten Design, die jeder ohne technische Vorkenntnisse beschreiben kann. Das WikiWeb ist billig und schnell produzierbar, aber mit der zusätzlichen Eigenschaft, gemeinschaftlich und interaktiv zu sein. So ist es gleichzeitig ein Medien-und ein Communityformat.
"Commons & Communities - Social Life in the Digital Age", "Realität und Vision der Digital Commons" und "Digital Communities - Communities mit Zukunft" nennen sich folgerichtig auch Veranstaltungen zu diesem Bereich. Anwesend sind dabei unter anderem Communities-Guru Howard Rheingold und Vertreter der Gewinner der neuen Kategorie "Digital Communities", Wikipedia und TheWorldStartsWithMe. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19. 8. 2004)