Plakate, Labeldesign, CD-Cover und Inlaycards für die Musiklegenden
Rolling Stones, David Byrne und Lou Reed stehen für die internationale
Karriere von Stefan Sagmeister. Seine provokante, oft unkonventionelle
Grafik richtet sich bewusst gegen die artifizielle und sterile
Computergrafik. Ihm geht es nicht um oberflächliche Effekthascherei, im
Gegenteil: Seine Arbeiten verknüpfen Einfallsreichtum mit handwerklicher
Qualität.
Versus dem Mainstream
Mehr "Erfinder als Gestalter" untersucht er Materialien und Funktionen
und schafft für jeden Auftrag eine "handgearbeitete", individuelle Lösung,
die sich mit Witz und Ironie von grafischen Massenprodukten abhebt.
Die Ausstellung im MAK
Die Präsentation im MAK-Kunstblättersaal veranschaulicht Stationen
einer künstlerischen Entwicklung, die von Wien über Hongkong zur Gründung
von Sagmeister Inc. in New York (1993) führte. 140 Exponate, darunter
Plakate, Bücher, Visit- und Postkarten, zeigen, wie zeitgenössisches
Grafikdesign abseits vom Mainstream gestaltet sein kann.
Seine Stationen
Stefan Sagmeister hat sich von Beginn an gegen den Trend der Zeit
gerichtet. In den 1980er Jahren bestechen seine Plakate für das
Schauspielhaus und das Ronacher entgegen der damaligen Mode durch formale
Reduktion. Während seines zweijährigen Aufenthalts in Hongkong bedient er
sich lokaler Stilmittel und verleiht ihnen eine neue, subversive Kraft.
Mit der Gründung seines eigenen Studios in Manhattan setzt er zunehmend
seine eigene Person zu Werbezwecken ein, zum Teil mit radikalen Mitteln -
für das Plakat des "American Institute of Graphic Arts" (AIGA) Konferenz
1999 ließ er sich den Werbetext sogar in seinen Oberkörper einritzen.
Mimikry
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Rolling Stones, "Bridges to Babylon" / ©Bild:
MAK |
Die kleinen Formate der CDs und Visitkarten fordern besonders seine
Lust am Experiment heraus: Durch Verschiebung, Durchlöcherung und
Überschreibung erzeugt er mehrdimensionale Ebenen, die erst durch die
Aktivität des Betrachters zur vollen Wirkung kommen. Viele Objekte lassen
mehrere Anwendungsmöglichkeiten zu: Eine Postkarte kann zu einer Sonnenuhr
gefaltet und eine CD-Hülle als Plattenspieler genützt werden. Für sein
berühmtes Cover der Rolling-Stones-CD "Bridges to Babylon" spielt er mit
dem ikonografischen Zitat des Löwen aus dem British Museum und umgibt ihn
mit barockem Ornament.
Durch Zusammenfügung unterschiedlicher Gestaltungsmittel kreiert er
eine eigenwillige Ästhetik, die das Massenprodukt der Musikindustrie zu
einem unverkennbaren Einzelkunstwerk macht.
Tipp:
Anlässlich der MAK-Ausstellung erscheint eine von Stefan Sagmeister
gestaltete Publikation mit Beiträgen von Peter Noever und Rick Poynor, dem
Begründer der internationalen Designzeitschrift
"Eye".