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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
26.06.2002
11:16 MEZ
Neue Pläne für Flakturm im Arenbergpark
"Geschenk des Himmels": Museum für Angewandte Kunst stellte Projekt für Kunstzentrum mit Panorama-Café vor

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MAK.at

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"Heavens's Gift - Contemporary Art Tower",
Ausstellung im Gefechtsturm Arenbergpark,
Wien 3, Dannebergplatz/ Barmherzigengasse,
26.6. bis 10.11.,
Do-So, 15-19 Uhr.

Bis 28.6. ist zwischen 21 Uhr und 1 Uhr früh eine Projektion Jenny Holzers an der Rückseite des Flakturmes zu sehen. Für Herbst ist ein Rahmenprogramm zu Projekt und Ausstellung in Vorbereitung.
 
Foto: MAK.at/ Théodore Coulombe, NY
"Model", 2000

Wien - Am Dienstag lud Peter Noever, der Direktor des Wiener Museums für Angewandte Kunst (MAK), in den 1942/43 errichteten Gefechtsturm Arenbergpark in Wien-Landstraße, um eine Idee der Widmung zu Kunstzwecken vorzustellen: Der soll der Kunst gewidmet werden, Restaurants und Cafes könnten von der obersten Plattform aus eine Panorama-Aussicht über Wien bieten. Eine Ausstellung, die bereits in New York, Los Angeles, Moskau und Berlin gezeigt wurde, präsentiert unter dem Titel "Heavens's Gift" ("Geschenk des Himmels") das Projekt eines "Contemporary Art Tower" (CAT) bis 10.11. vor Ort.

Strategien für ein Depot

12.900 Quadratmeter Gesamtfläche birgt der Betonklotz zwischen bis zu sieben Meter dicken Mauern. 1.400 Quadratmeter davon hat das MAK seit 1995 von der Burghauptmannschaft gemietet, um in einem provisorisch adaptierten und einmal pro Woche öffentlich zugänglichen "Gegenwartskunstdepot" Teile der Sammlung unterzubringen. Gemeinsam mit den Architekten Sepp Müller und Michael Embacher hat Noever ein Projekt entwickelt, bei dem das ganze Gebäude für "eine neue programmatische Strategie zur Präsentation zeitgenössischer Kunst" genutzt werden soll.

"Es geht um den Versuch, in einem langzeitigen Run eine Sammlung der Gegenwartskunst aufzubauen, die unverrückbar ist, wo Künstler eingeladen werden, nach und nach Installationen durchzuführen", erläuterte Peter Noever, der schätzt, dass im Lauf der Jahre hundert bis zweihundert Künstler speziell für den Ort konzipierte Kunstwerke schaffen könnten. Der CAT sei kein Museum, sondern "ein Versuch, ein Experiment, ein Laboratorium". Ein erstes Beispiel, wie dies aussehen könnte, zeigt Ilya Kabakov, der seine Biennale-Installation auf unbestimmte Zeit in den Gefechtsturm transferiert hat.

Brutalität soll bleiben

Geht es nach den Plänen von Noever, Müller und Embacher, "soll das äußere Erscheinungsbild in all seiner Rohheit und Brutalität erhalten bleiben" und als "Mahnmal des "Niemals Vergessen" dienen. Ein 90 Meter hoher, filigraner "Medien- und Versorgungsturm" aus Stahl, in dem Stiegen und Lifte untergebracht sind, soll an den massiven Turm andocken. Jenny Holzer soll mit Projektionen und Laufschriften ebenso auf den künstlerischen Inhalt verweisen wie Lichtkünstler James Turrell, der blaues Licht aus den bestehenden Öffnungen nach außen dringen lassen möchte.

Im Inneren, wo vor allem die Fußböden und die Klimatisierung größere Investitionen erfordern, sollen die untersten drei Geschoße (3000 Quadratmeter) für kommerzielle Nutzungen zur Verfügung stehen. Die Etagen drei bis acht sollen künstlerisch, die oberste Ebene gastronomisch genutzt werden. Zwei Cafes, ein Restaurant und die nach oben offene "Skybar" von James Turrell sollen hier auch abseits der Kunst für Frequenz sorgen.

Finanzierungskonzept in Arbeit

22 Millionen Euro sollen die Gesamtkosten für den zweijährigen Umbau betragen. Ob und wann dieser erfolgen kann, ist derzeit völlig ungewiss. "Wir arbeiten an einem Finanzierungskonzept", sagt Noever und macht gleichzeitig klar, dass er dabei nicht allein auf private Mittel setzt: "Ich glaube, die Republik wird sich dabei nicht aus der Verantwortung nehmen lassen". Langfristig würden dem Staat durch das Projekt jedoch bedeutende Werte zuwachsen, ist sich der Museumsdirektor sicher - "mehr als bei der Sammlung Leopold". (APA)


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