Salzburger Nachrichten am 28. Jänner 2002 - Bereich: kultur
Nachgestellte Aktionen

"Wiener Blut": G.R.A.M. in der Galerie König

Die Künstlergruppe G.R.A.M. aus Graz widmet dem Wiener Aktionismus eine "Bedenkausstellung" durch "Nachstellungen" in der Wiener Galerie König.

Der Wiener Aktionismus hat Weltgeltung im Kunstkontext erlangt, ja er hat in den Köpfen von vielen von Kunst reflektierenden Fachleuten parallele Kunstprodukte verdrängt. Jetzt kommen zwei Grazer Künstler auf die Idee, unter dem Motto "Wiener Blut" die Wirkung von Protest durch Selbstverstümmelung (Brus, Schwarzkogler) oder den Anspruch, hierarchische Strukturen zu unterlaufen (Weibel, Export) sowie den exzentrischen Existenzialismus eines Arnulf Rainer zu persiflieren. Nach eigenen Aussagen von G.R.A.M. geht es nicht darum, den Stellenwert der angesprochenen Kunststrategien anzuzweifeln, vielmehr um die Frage der Relevanz für die Jetztzeit. So schnell wird Kunst Geschichte!

In einer Zeit, in der man weniger denn je zuvor weiß, was echt und falsch ist, hat das Medium Fotografie die besten Karten, um alle Tricks auszuspielen. Auch der Künstler erhebt kaum Anspruch auf Unverwechselbarkeit des Stils, der Handschrift, und Geniekult ist überhaupt eine unernste Sache geworden, teils belächelt, teil hemmungslos als Geschäftspraxis eingesetzt.

Alles kann Motiv sein - und das nicht nur für Fotografen! Zwischen Orientierungslosigkeit und dem Festkrallen an Resten obsolet gewordener Werte suchen Künstler nach Stellenwerten in einer Art Basisrecherche.

JANA WISNIEWSKI