Kultur/Medien | 01.10.01 | www.DiePresse.at
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Schön - schön verrückt

Peter Pongratz zeigt im vom Kunsthistorischen Museum bespielten Palais Harrach jüngste Arbeiten unter dem Titel "Alice in Madland" - eine freundliche Begegnung.

Wenn Künstler sich in die Rolle, besser: die Existenz des aus einem anderen Zustand heraus unbewußt Handelnden einzufühlen versuchen, müssen sie aufpassen. Betreiben sie die Usurpation einer sie anziehenden fremden Welt, können sie sich ja nicht bloß mit ihrer Adaption begnügen. Sie müssen sich vielmehr behaupten und aus einem quasi artifiziell erzeugten Zwiespalt heraus künstlerischen Gewinn für sich selbst beziehen.
Die Auseinandersetzung mit dem Ver-Rückten, Närrischen muß so zu einem Spannungszustand führen. Wie soll der aber über Jahre anhalten? Müssen nicht Manier, Manierismen an dessen Stelle treten? Dafür gibt es seit den "Cobra"-Leuten, seit Dubuffet und anderen Beispiele. Das jeweils erzeugte Muster erfährt Überläufe vom Dornigen ins Besänftigte, "Gemachte", Dekorative.
Wie verhält es sich nun im Fall des "Lobs der Schizophrenie" bei Peter Pongratz? Er hat sich mit seinen "Querschnitten" und seinen zu Beginn der sechziger Jahre entstandenen "Heiligenbildern" als mit Witz und Ironie ausgestattet gezeigt. 1987 hielt er sich erstmals auf der Insel Korcula auf, um zu arbeiten. Dort entwickelte er ein nun quasi gereiftes Werk, in dem er sich selbst und einer eventuell drohenden Routine Widerstände entgegenzustellen verstand.
Korcula war auch der Ort, von dem aus er den Balkan-Krieg erlebte. Er reagierte darauf mit seinen Varianten zum "Herz der Finsternis". Alle damit verbundene Düsternis aber hellte sich auf, seit er 1996/97 seine Variationen eines "Kleinen Gartens im Süden" und danach seine optimistischen, einer Art "Joie de vivre" Ausdruck gebenden, fülligen Bilder malte. 1999 folgten dann eine Serie von Selbstporträts, in der er Befindlichkeiten einschrieb: "manisch depressiv", "hysterisch", vielleicht, weil "selbst alt schon 60 Jahr"?
Mit "Alice in Madland" (verbunden mit der Aufforderung "Get Mad"), vor einem Jahr entstanden und der Ausstellung von Werken aus sechs Jahren den Titel gebend, läuft jedoch die Serie "Kinder in meinem Garten" parallel. Pongratz findet dafür neue Ansätze, zeigt seine Figuren wie vermummt, aus einem Kokon hervortretend und mit eulenartigen Physiognomien. Es geht ihm gut - "Summertime" und anderes wie die mit Federn geschmückten "Cherokee" geben dem Ausdruck.
Derartige Figurentänze stahlen eine bei aller "Madness" heitere Stimmungslage aus. Sie wirken nicht provokant, obwohl sie sich natürlich etwas Widerständiges erhalten haben. Nur, daß mittlerweile alle gelernt haben, mit derart formierten, eine Symbiose zwischen verschiedenen Welten eingehenden Gestalten, recht gut auszukommen.
Bis 4. 11., tägl. 10 bis 18 Uhr.

© Die Presse | Wien
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