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Kunstberichte

Kunstprophet mit Kultstatus

Ausstellung
Illustration
- Förderer der Moderne: Monsignore Mauer.  Fotos: apa

Förderer der Moderne: Monsignore Mauer. Fotos: apa

Illustration
- Unbetitelter Hundertwasser in Mauers Galerie.

Unbetitelter Hundertwasser in Mauers Galerie.

Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer

Das Wiener Dommuseum hat neben dem Logo "dein museum in wien" auch einen neuen Direktor: Kunsthistoriker Bernhard Böhler. Er publizierte 2003, zum 30. Todestag Monsignore Otto Mauers, eine wichtige Biografie. Zum 100. Geburtstag präsentiert der Direktor mit Mauers ehemaligen Mitarbeitern Uta Krammer und Werner Reiss als Kuratoren 100 Werke von 55 Künstlern, denen der Förderer der Moderne auch Personalen in der Galerie nächst St. Stephan gewidmet hat.

Der katholische Priester Otto Mauer (1907-1973) war eine Ausnahmeerscheinung im künstlerisch engstirnigen Nachkriegswien. Als einziger Mitstreiter, aber auch Konkurrent kann der Gründer des Museums des 20. Jahrhunderts, Werner Hofmann, gelten. Mauer war jedoch 20 Jahre älter und geprägt von der Jugendbewegung Neuland und einer riskanten Haltung zur als "entartet" geltenden Kunst des Expressionismus in der NS-Zeit. Kardinal Theodor Innitzer musste den widerständigen Domprediger mehrmals vor der Gestapo retten und bemerkte nicht ohne Humor, "Feuer" wäre ein bezeichnender Name für den kunstbesessenen Mauer.

Faible für Abstraktion

Die Ausstellungsschiene der 1954 eröffneten Galerie St. Stephan, die nach mehreren Skandalen das trennende "nächst" in den Namen gesetzt bekam, startete mit Herbert Boeckl. Weder kirchliche noch politische Distanzierung bremste den leidenschaftlichen Einsatz des Förderers, Sammlers und Theoretikers zwischen Theologie und Kunst. Er war vielseitig interessiert, mit starker Neigung zur Abstraktion – nach internationaler Strategie der Fünfzigerjahre. Er stellte aber auch Künstlerinnen wie Maria Lassnig, Helga Philipp und später Kiki Kogelnik erstmals aus.

Von Beuys fasziniert

Pop und Op-Art, Postmoderne in der neuen Architektur eines Hans Hollein, konkrete Poesie (Ernst Jandl und Gerhard Rühm) und Kunst (Roland Goeschl oder Kurt Stenvert), interessierten ihn genauso wie die Gugginger Art Brut oder die Anfänge von Peter Pongratz und Robert Lettner; mit seinem Mitarbeiter Oswald Oberhuber teilte er Begeisterung für Joseph Beuys. Dem Werk des Kunstmetaphysikers wird künftig eine Ausstellungshalle zur Verfügung stehen – gut für Wien und das Dommuseum.

"Happy Birthday

Monsignore!"

Dommuseum Wien

Kuratoren: Uta Krammer,

Werner Reiss

Bis 2. Juni

Feuriger Mäzen.

Dienstag, 13. Februar 2007


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