Salzburger Nachrichten am 19. Jänner 2007 - Bereich: Kultur
Berg- und Talfahrten

Die Leute finden den Eingang zum Museum der Moderne nicht, kritisierte LH-Stv. Haslauer. Barrieren brechen und ins Museum einladen, wird daher groß geschrieben.

KARL HARBSALZBURG (SN). Fast zwei Stunden dauerte am Donnerstag die Pressekonferenz des Museums der Moderne. Es ging schließlich nicht nur um das Jahresprogramm für 2007, mit dem der neue Direktor Toni Stooss endgültig seine Handschrift zeigen und sich aus dem Schatten seiner umtriebigen Vorgängerin Agnes Husslein befreien sollte. Es kam auch die (wenig glänzende) Bilanz des "verflixten" zweiten Jahres nach der Eröffnung des Hauses, es kamen sammlungs- und vor allem kulturpolitische Fragen aufs Tapet.

Diese artikulierte der für Museen zuständige LH-Stv. Wilfried Haslauer (ÖVP). Auch wenn er konzedierte, man komme nun in "zielsichereres Fahrwasser", beurteilte er das Jahr 2006 "nicht positiv".

Die Besucherzahlen sanken in beiden Häusern (Museum der Moderne und Rupertinum) von rund 120.000 im Jahr 2005 auf rund 91.000 im Mozartjahr. Auffallend: Ohne Festspielgäste wäre die Bilanz wohl noch schlechter. Kommen im Sommer durchschnittlich 400 Besucher pro Tag ins Museum, sind es während des Jahres nur 170. Da tröstet wenig, dass der "Pro-Kopf-Umsatz" der Besucher von 4,4 Euro auf 5,1 Euro gestiegen ist, wie der wirtschaftliche Leiter Gottfried Paulus zu Protokoll geben konnte.

Haslauer lieferte der Leitung des Museums vorsichtig, aber bestimmt Vorgaben. Für das Museum auf dem Mönchsberg will er 2007 80.000 Besucher erreichen, für das Rupertinum 30.000.

Land will Mönchsbergliftgratis fahren lassen Dazu bedürfe es aber auch der Umsetzung struktureller und politischer Vorgaben, deren Lösung zum Teil schon lange ansteht. So soll nun tatsächlich bis zum Sommer 2007 der Eingangsbereich zum Mönchsberglift nach dem Entwurf von Eva Schlegel künstlerisch gestaltet werden - allerdings ohne Glasfläche mit Lichtbändern, sondern mit "stabilerem" Material. Auch die Fassade sollte als "Kunstwerk" durchgehen, weil der Entwurf nicht direkt am Haus angebracht wird. Haslauer kritisch: "Die Leute finden den Eingang nicht."

Um eine zweite mögliche Barriere zu beseitigen, plant Haslauer die Übernahme des Mönchsberglifts von der Salzburg AG. Das soll auch Gratisfahrten für alle Besucher, ob Museum, Gastronomie oder Aussicht mit Natur, ermöglichen.

Deutlich fordert Haslauer, dass sich Museum der Moderne und Rupertinum unverwechselbares Leitbild und Profil geben.

Das Transportproblem über die denkmalgeschützte und behelfsmäßig umfahrene "Monikapforte" müsse endlich in Angriff genommen werden, forderte Haslauer. "Sie glauben nicht, wie schwer das zwischen den Interessen von Land, Stadt und Denkmalpflege ist."

Und schließlich sei es auch erforderlich, stärkere Marketingmaßnahmen einzusetzen, noch aktivere Werbung zu betreiben und das Salzburger Museum der Moderne "im europäischen Kontext und Wettbewerb" zu positionieren. Dass Salzburg ein solches Museum besitze, sei freilich schon eine wichtige Tat, resümierte Haslauer. Es müsse nur noch zu einem Museum für die Salzburgerinnen und Salzburger werden. Ein Museum sei nicht nur budgetär und als Tourismusposten zu rechtfertigen, sondern auch als Institution der Bildung, der geistigen Bereicherung und des kulturellen (Ge-)Wissens.

Direktor Stooss und seine Kuratorinnen versprachen, das Image zu verbessern. Schon 2006 sei es gelungen, die Kunstvermittlung zu intensivieren. Man zählte rund 10.000 Teilnehmer, davon etwa 3000 Schülerinnen und Schüler. Am 1. Februar würden nun Ergebnisse und Projekterfahrungen mehrerer Schulklassen aus Stadt und Land präsentiert ("Museum im Fokus"), ab sofort gibt es auch Kinderführungen, die von Kindern für ihre Altersgenossen gestaltet werden. Und die "pädagogische" Ausstellung "Ich hab ein Haus, ein Äffchen und ein Pferd" (bis 18. Februar im Rupertinum) findet im Herbst 2007 eine Fortsetzung.

Verstärkt werden Sammlungsbestände unter thematischen Leitlinien oder als "Highlights" präsentiert, Dauerleihgaben stocken - bei einem minimalen Ankaufsbudget von 60.000 Euro pro Jahr - die Sammlung ebenso auf wie Schenkungen und Ankäufe durch Freunde und Förderer. 2007 wird auch der dritte Band des Sammlungskatalogs präsentiert. Die Stelle der Provenienzforschung konnte für weitere drei Jahre gesichert werden.