Talking 'bout a revolution?

Von Simon Hadler


Ist Netzkunst eine Revolution oder ein kurzlebiger, bedauerlicher Zwischenfall? Das seit 1992 für seine diskursiven Kunstwerke bekannte Kollektiv three.org zerbrach im Mai nun endgültig an dieser Frage. Keith Frank und Jon Ippolito halten dem Netz die Stange, während Janet Cohen, obwohl Multimedia-Kuratorin des Guggenheim-Museums, net.art als ein gescheitertes Projekt ansieht.

Der Prozess des Scheiterns von three.org aber war ein fruchtbarer und gibt in seiner gelungenen Online-Manifestation den beiden Optimisten des Trios recht. "Three Degrees of Separation" ist die Visualisierung einer Diskussion und ihrer Argumente rund um den Sinn und Unsinn von Netzkunst.

Kunstkritisches Farbenpuzzle

Jeder der drei führt Argumente für seinen Standpunkt ins Treffen. Jedes dieser Argumente wird zusätzlich durch ein Bild dargestellt. Dieses wird dann in die Grundfarben Rot, Grün und Blau geteilt, wobei jede Farbe für einen der Künstler steht. Je nach Übereinstimmung entfernen sich die Farben voneinander oder fügen sich zu einem stimmigen Bild zusammen.

Ausgegangen wurde von der Aussage Jon Ippolitos, dass das Netz Künstlern die Möglichkeit gebe, nicht in die Fallen der Offline-Kunstmaschinerie zu tappen. Rot und Grün (Ippolito und Frank) sind einer Meinung, Blau (Cohen) kann nicht zustimmen:

Red:
Red: "The Internet gives artists the opportunity to make art without the trappings that plague art objects." / ©Bild: three.org

Der Aussage Cohens, dass die Gesellschaft ganz sicher nicht in Richtung "digitale Kultur" gehe, können ihrerseits Ippolito und Frank nichts abgewinnen:

Blue:
Blue: "It's dead wrong to assume that 'digital culture' is the direction in which society is moving." Green: "Museums that don't adapt to meet digital culture head-on won't die, they'll just turn into mausoleums." / ©Bild: three.org

Relativ hohe Übereinstimmung gibt es aber zur Aussage, dass man der digitalen Revolution kräftig nachhelfen müsse, weil sie von alleine ganz sicher nicht passiere:

Green:
Green: "Yeah, but a lot of people have exercise bikes. The digital revolution will only wreak radical change if we help it along." / ©Bild: three.org

Daran, wie selten sich die drei Farben überschneiden bzw. decken, kann man sehen, wie weit der Konflikt innerhalb von three.org schon vorangeschritten war. Kein Wunder, dass der spannende und grafisch interessant umgesetzte Schlagabtausch der Künstlergruppe ihr letztes gemeinsames Projekt ist.

Parlez-vous français?

Pierre Robert vom kanadischen Cyberculture-E-Zine Archée griff die Idee hinter "Three Degrees of Separation" auf und entwickelte sie zu einem diskursiven Essay weiter. Er selbst teilt Ippolitos und Franks Ansichten. Cohens Part holt er sich in Form von Zitaten aus verschiedenen netzkunstkritischen Artikeln.

Archée erscheint monatlich und setzt sich ausführlich und kritisch mit verschiedenen Aspekten von Cybertheorie und Netzkunst auseinander. Als Autoren können immer wieder auch prominente Vertreter beider Genres gewonnen werden. Attention: Archée befindet sich im frankophonen Teil des Internet.

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