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Quer durch Galerien

Auch Schmelzkäse ist blond

Von Claudia Aigner

Debattieren Sie mit!Bei McDonald's spielen sich ja bereits jetzt fleischeslüsterne Szenen ohne jegliche Beißhemmung ab. Was wird da erst los sein, wenn man vielleicht schon bald seine kühnsten unvegetarischen Fantasien mit dem McMarilyn befriedigen wird können? ("Ich hätt' gern einen McMarilyn." - "Ihren rechten oder ihren linken Burger?" - "Den rechten Big Mac von der Monroe, bitte.")
Andreas Leikauf hat aber wahrscheinlich an die ganze MM gedacht und nicht nur an ihr cholesterinreiches Dekolletee, als er das Fleischwunder, das vor aller Augen in Hollywood geschehen ist und dessen Mädchenname Norma Jean gewesen ist, wie ein faschiertes Laberl im Semmerl beschrieben hat. (Schmelzkäse ist ja tatsächlich irgendwie blond.) Und auf dem dazugehörigen Bild hat er der "Blondine mit den brünetten Haarwurzeln" auch noch das passende Brandzeichen verpasst: das M von McDonald's, wo die Burger (die McSemmerln) ja vielerlei Künstlernamen haben.
"Mythos Marilyn": Die Galerie Hilger (Dorotheergasse 5) widmet der Wasserstoffgeborenen (in Anlehnung an die schaumgeborene Aphrodite) noch bis 19. August eine sehr sinnliche, unterhaltsame Vergötterung. Sogar eine Reliquie gibt es: ein Strasscollier, das direkten Körperkontakt mit der Angebeteten gehabt hat. Und sich ein bissl mit Marilyns Aura angesteckt hat. Das berühmte Kalenderfoto mit dem roten Tuch im Hintergrund ist auch da: Norma Jean, bloßfüßig bis zum (brünetten) Haaransatz. Und Warhols MM-Ikonen mit Pop-Make-up. Oder die "Mao Monroe": ein Kompromiss zwischen Kulturrevolution und Hollywood-Kapitalismus. (Eine Fotomontage von Philippe Halsman, wo MM noch mehr Haut als sonst zeigt, nämlich oberhalb der Stirn ein Testosteron-Katastrophengebiet ist, kurz: Maos Haarausfall hat.) Und George Pusenkoff, ein Jäger und Sammler im globalen Dorf, hat sich den Autopsiebericht vom 5. August 1962 aus dem Internet geholt und ihn Wort für Wort abgemalt ("www-Pop-Art" sozusagen). Also das allerletzte "Bild" der praktizierenden Blondine mit dem chronischen Sexappeal. Marilyn, vom Gerichtsmediziner medizinisch lapidar bis aufs Blut ausgezogen. 117 Pfund, 65,5 Inch, blonder Skalp, blaue Augen, voller Barbiturate.
MMs Leben nach dem Tod: Robert Zahornicky hat eine "Marilyn-Simulantin" fotografiert, die die legendäre Liebesszene mit der U-Bahn-Böe nachspielt. Man weiß zwar sofort, wer gemeint ist (und wenn eine Frau ein gewisses weißes Kleid anhat, kann man ja sowieso gleich Sturmwarnung unter ihrem Rock geben), aber keine konnte so wie Marilyn Windstärke 6 unterm Kleid haben. Apropos Unterhose: Sebastian Weissenbacher betätigt sich als Unterwäsche-Archäologe. "Höschen, die Norma vermutlich nie trug." (Süß.) Aus der Liebestöter-Kollektion oder einfach nur kochfest. Fazit der inspirierenden Schau: Hollywood hat einen feuchten Männertraum gehabt und ihn Marilyn genannt. Und die Männer träumen heute noch. (Und die Frauen nehmen Tauchstunden bei Wella oder L'Oréal.)
Expedition zur Lungenentzündung? Tania Kitchell (bis 14. August bei Grita Insam, Köllnerhofgasse 6) wälzt sich mit Daunenjackenverachtung im Schnee, spaziert dort bloßfüßig herum oder legt sich, in Unterwäsche, steif hinein (ungerührt wie eine tiefgefrorene Forelle). Wie in einem masochistischen Selbstversuch: der Mensch und sein Klima im Winter. Die ausdrucksstarken "körperpsychologischen" Fotos kippen vom Spieltrieb zum Existenzkampf. Wird sie gleich einen Schneemann bauen oder ist sie in Grönland verschollen (ohne Pullover)? Ich glaube: beides. Das macht die Fotos ja gerade so reizvoll.

Erschienen am: 09.08.2002

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