Tex Rubinowitz kreierte einen naiven Maler, der die "Singing Sculptures" auf Krautfassdeckeln verewigt, die irgendwie an Vinylscheiben erinnern.
Wien - Es ist der Unbedarfte, der Ahnungslose, der für seine Mitmenschen so unfreiwillig komisch wirkt. Mit so einem Unkundigen treibt der Cartoonist, Autor und Künstler Tex Rubinowitz (geb. 1961 in Hannover, seit 1984 in Wien lebend) seine malerischen Possen: Erfunden hat er einen Ikonenmaler, der mit Rubinowitz die Vorliebe für das Bemalen von deftiger, teils wurmbefallener Holzware teilt: Fassdeckel, Dokaplatten, Schwemmholz schmückt der Arglose mit den Konterfeis mehr oder weniger anbetungswürdiger musikalischer Ikonen: Elvis, zwei Beatles auf Solopfaden, Abba, Liza Minnelli und unsere Popmutter Madonna mit "collo lungo" - also als parmigianeske langhalsige Muttergottes.
Aber warum? Um Gilbert & George zu ehren. Denn der "rotgesichtige Fan vom Lande", wie Rubinowitz den armen Tropf selbst beschreibt, spinnt die musikalischen Interessen des britisch-italienischen Künstlerduos weiter. Die hatten zwar eine Obsession für den 1960er-Jahre-Ohrwurm Bend it der Gruppe Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich und traten zu den Klängen des Vaudeville-Musikers Bud Flanagan 1992 als Singing Sculpture auf. Aber über Headbangen zu Lemmys Motörhead-Gesängen ist nichts überliefert.
Der von Rubinowitz erkorene Antiheld stolpert jedoch von einem Missverständnis ins nächste Fettnäpfchen. Er dichtet dem poppigen Duo, das er auf zwei Sauerkrautfassdeckeln verewigt, eine Warhol'sche Praxis an: kreiert also einen Ikonenkosmos, in den er noch Gustav Mahler und Thomas Bernhard hineinrührt, und führt das Ganze dann unter dem Titel Eine Ausstellung über die Rolle der Musik im Werk von Gilbert & George zusammen.
Denn damit ist man wohl beim Casus Knacktus der Schau angekommen: reine Blödelei oder doch vielleicht ein Seitenhieb auf hochinterpretative Kunstbetrachtung auf Grundlage wurmstichiger Fakten? Eine Idee, die in den zwei weiteren Kapiteln verwässert wird: Denn da finden sich "echte" Gilbert-&-George-Videos und "echte" Huldigungen. (Anne Katrin Feßler/ DER STANDARD, Printausgabe, 21.4.2011)
Bis 30. 4., Galerie Christine König, Schleifmühlgasse 1a, 1040 Wien
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- Von Katharina Morawek und Nora Sternfeld - Aus der Zeitschrift der IG Bildende Kunst
wenn man sich für eine ausstellung entscheidet, braucht
man nicht glauben das nur eine lawine an "wows" kommt. manchmal gefällt es halt nicht. Rubinowitz
Arbeiten funtionieren sowieso meistens am besten wenn sie in einen
Institutionsbegebenheit eingebettet sind. Zeitungen, Dorfers
Donnerstalk, Galerien. Wenn man den abgebildeten Gegenstand am
Flohmarkt findet weiss man nicht ob das Kunst oder sowas ist. Genauso
bei Gilbert und George.
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