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vom 23.10.2010 - Seite 034
Burka-Frauen zur Kunst.Messe.Linz

Gestern abend startete die Kunst.Messe. Linz 2010 in der Landesgalerie. Zum ersten Mal dabei: die Linzer Künstlerin Oona Valarie Schager (27), deren außergewöhnliche Arbeiten zwischen Malerei und Graffiti Sammler zwischen Berlin und Istanbul begeistern.

Von Irene Gunnesch

OÖN: Sie sind heuer das erste Mal mit dabei. Was erwarten Sie sich von der Kunst.Messe?

Schager: Mir geht es vor allem darum, mit meinen Arbeiten sozusagen das eigene Revier zu verlassen. Es wäre ja absolut falsch, die Werke immer wieder nur jenen zu zeigen, die ohnehin auf der gleichen Wellenlänge sind. Und da ist es für mich schon sehr spannend, mich einer Öffentlichkeit zu stellen, die das vielleicht anders sieht. Man muss die Menschen ja auch nutzen, damit man seine Themen anbringt. Jede Interaktion - egal mit wem - schärft die Lebendigkeit meiner Reflexionen.

OÖN: Sie arbeiten aktuell an einem neuen Themenkreis: Frauen mit Burkas. Wie kamen Sie zu diesem Inhalt?

Schager: Nun: Ich habe ein Jahr lang in Istanbul gelebt und dabei auch viele Burka-Trägerinnen kennen gelernt. Ich bin mit sehr europäischen Zugängen hingekommen. Im Nachhinein kann ich sagen, dass sich weniger mein Zugang als vielmehr mein Blickwinkel darauf verändert hat. Ich bin noch immer nicht für die Burka, aber ich bin für die freie Entscheidung. Wichtig bei meiner Arbeit zu diesem Thema ist mir der Punkt, dass hinter jeder Burka eine Frau steckt. Eine Frau mit Wünschen, Begierden, Sorgen. Als Frau kann ich mich dem nicht verschließen. Ich zeige - ohne jetzt zu werten - diese Frauen sehr figurativ.

OÖN: Also ebenso entpersonalisiert wie die Frauen hinter ihren Burkas. Welche Technik verwenden Sie?

Schager: Gemischt. Stencils - eine spezielle Schablonentechnik - und Malerei auf Leinwand.

OÖN: Was machen diese Burka-Frauen?

Schager: Ich arbeite einerseits mit sehr sinnlichen Momenten. Eine sitzt beispielsweise auf einer Schaukel, schwingt sich weit nach oben, und es reißt ihr die Beine auseinander. Und diesen Moment einer intimen Überschreitung wollte ich auch einfangen. Es geht mir ja schon auch um sexuelle Anspielungen. Bei einer Ausstellung in Leonding habe ich beispielsweise bereits zwei sich küssende Burkafrauen gezeigt. Vom Aufbau habe ich mich da an Gustav Klimts "Kuss" angelehnt. So direkte Bezüge zur Kunstgeschichte gibt es mehrfach in meinen Arbeiten. Und bei der Kunst.Messe wird jetzt auch eine schwangere Burka-Frau zu sehen sein.

OÖN: Sie kommen aus einer sehr intensiven Linzer Kunst-Familie. Wann haben Sie selbst gemerkt, dass Sie auch Künstlerin werden wollten?

Schager: Als Kind war für mich die Kunst echt das Letzte. Künstler zu werden, war für mich die schlimmste Vorstellung. Man hat nie Geld, wie das halt bei uns daheim so war. Doch so im Alter von 15, 16 Jahren, als ich das Arbeitsleben von Freundinnen und Freunden mitbekommen hab', wurde mir klar, dass so ein Büroalltag für mich noch viel schlimmer wäre als die Armut. Als Künstlerin habe ich außerdem viel mehr Freiheit.

OÖN: Welche Visionen haben Sie für Ihre künstlerische Zukunft?

Schager: Mich in allen Medien bewegen zu können, mich dabei nie auf etwas festlegen zu lassen, nicht eindimensional zu werden. Weder im Denken noch im Arbeiten. Und von dieser Kunst auch halbwegs gut leben zu können.

Info: Kunst.Messe.Linz; oö. Landesgalerie, geöffnet heute und morgen, 10-17 Uhr

Oona Valarie Schager mit ihren in Malerei und Stencil (Schablonensprühtechnik) gefertigten Burka-Frauen (Schager)

Kurzbiographie

O. V. Schager

1983 in Linz geboren, seit 2003 Studium an der Kunstuniversität Linz, Bereich Bildende Kunst/Experimentelle Gestaltung. 2007-2008 Studienaufenthalt in Istanbul/Türkei. Seit 2008 Dozentin an der Medienwerkstatt Linz. 2009 Gründung des Kulturvereins Peligro.

nachgefragt

Warum nehmen Sie an dieser Kunstmesse teil?

Weil sich an diesem einen Wochenende mehr Menschen Kunst anschauen und kaufen als das ganze Jahr über in der Galerie!

Gerlinde Hofer

Fa. Paradigma Linz

Hier passiert ein wichtiges Netzwerken, und ich will mehr Menschen nach Naarn, in den entlegenen Winkel östlich von Linz, locken, wo sich ja sonst kulturell nicht so viel abspielt (vor allem in Spitzenqualität). Messebesuche sind eigentlich ein Muss für jede Galerie, die ernsthafte Arbeit leisten will.

Erwin Pehböck

Galerie Pehböck, Naarn

Es ist für uns wichtig, da wir ja aus der Provinz kommen, in der Landeshauptstadt präsent zu sein. Wir lernen hier auch immer wieder neue Interessenten kennen und viele kommen uns im Nachhinein in Gmunden besuchen. Mit einem Wort: Man kann hier gute Kontakte aufbauen.

Margund Lössl

Galerie 422, Gmunden




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