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Rabus: (Künstler-)Familienaufstellung

08.05.2009 | 14:04 | von Johanna Hofleitner (Die Presse - Schaufenster)

Was Alex, Renate, Till und Léopold verbindet, ist ihr Nachname. Rabus, sprich: Rabüü. Den tragen sie, weil sie eine Familie sind. Und Künstler obendrein.

Sie sind jeder für sich die Ruhe in Person – Alex, Renate, Till und Léopold Rabus. Wenn die vier aber in Fahrt kommen, dann geht die Post ab. Dann gibt eins das andere, die Ideen fangen an zu fliegen, man sieht förmlich den Funken überspringen. Wie jetzt in Schwaz in der Stadtgalerie, in der die vier erstmals gemeinsam außerhalb der Schweiz ausstellen. Dann spürt man, dass Kunst keine bierernste Angelegenheit sein muss, sondern Riesenspaß bereiten kann.

Darauf, dass sie eine „Künstlerfamilie“ sind, bilden sich die Rabus allerdings gar nichts ein. Ihnen geht es nicht darum, die Kooperation zum Programm zu erheben und zu vermarkten. Eine viel größere Rolle spielen der Zusammenhalt und die Lust daran, sich gemeinsam auf ein Abenteuer einzulassen – und eine gewisse Demut. So wie damals, als sich Renate und Alex kennenlernten und ­einige Jahre später, 1973, heirateten. „Ich kam vom Dorf, es gab dort viele Webstühle, ich wollte Textildesignerin werden, hatte aber aufgrund der Krankheit meiner Mutter keine Gelegenheit, eine Ausbildung zu machen“, erinnert sich Renate Rabus. „Mein Mann hat mir dann die Freiheit gegeben zu entdecken, was für mich gut ist.“ Ein Ansatz, aus dem die beiden im Leben viel Kraft geschöpft haben. „Wir haben nie gestritten“, sagt Alex. „Obwohl ich kein Mediziner war, kein toller Sportler, nur ein Künstler, wussten wir, dass wir es gemeinsam schaffen würden.“

Das Gemeinsame stand immer im Vordergrund. In den ersten zwei Jahrzehnten, als Alex bei der Zeitung „L’Express“ Nachtschichten schob, um am Tag den Kopf für seine Kunst frei zu haben, ebenso wie jetzt, wo alles ein wenig leichter geworden ist und die Söhne längst auf eigenen Füßen stehen. Aber das haben sie ihren beiden Kindern von Anfang an mitgegeben: miteinander reden, diskutieren, lesen, Musik hören, Kunst machen, der Umwelt und der Natur Aufmerksamkeit und Respekt entgegenbringen – im Rabus’schen Alltag war derlei immer eine Selbstverständlichkeit. 

Überredet. Dass sie jetzt zu viert ausstellen, dazu mussten sie allerdings erst überredet werden. Das Vorspiel fand vor ein paar Jahren in einer Galerie in ihrer Heimatstadt Neuchâtel statt. „Wir wollten zuerst nicht“, sagt Mutter Renate. „Es kam uns vor, als würde man Affen ausstellen wollen. Dann begann es uns doch zu interessieren.“ Jetzt, für ihre Ausstellung in Schwaz, haben sie es wieder gewagt, und das Resultat – ein faszinierendes Allerlei aus Malerei, Wandobjekten, Skulpturen und textilen Objekten – ist absolut eine Reise wert.


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