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18. Februar 2009
20:24 MEZ

Henkelvase aus der "Persischen Serie".

 

 


Raritäten, die sich vor dem Orient verneigen
Lobmeyr-Glaskunstwerke im Rahmen der 72. Kunstauktion "im Kinsky"

Wien - Im Palazzo Reale in Vene- dig stößt man ebenso auf Lobmeyr'sche Kunstwerke wie in der königlichen Hofburg in Budapest oder in den Residenzen Ludwigs II. von Bayern (Linderhof, Herrenchiemsee). Sogar der ägyptische Vizekönig gab bei dem Wiener Unternehmen Leuchten für seinen Palast in Auftrag. Kurz, in ihrer Branche war diese Firmendynastie eine der führenden der Habsburgermonarchie. Zu den Bestsellern gehörten die auch auf den Weltausstellungen in Wien (1873) und Paris (1887) präsentierten "orientalisierenden" Gläser, die sich perfekt in den weltweit grassierenden Orient-Hype des 19. Jahrhunderts fügten.

Die Vorlagen zu den Formen und den Dekoren fanden die Gestalter nicht nur durch Reisen in den Orient, sondern vor allem in der sogenannten Vorbildsammlung des Museum für Kunst und Industrie, heute MAK Österreichisches Museum für angewandte Kunst. "Hier hat oft ein einziges altes Glas, oft nur eine Zeichnung die Idee gegeben", überlieferte Jacob Falke, Kustos und späterer Direktor des Museums, woraus "sofort ein ganzes Genre mit hunderten von Gegenständen entstand".

Die schönsten Entwürfe zu opulenter Email- und Goldmalerei in den "Arabischen", "Persischen" und "Indischen" Serien lieferten ab 1878 die beiden Architekten Franz Schmoranz und Johann Machytka. Diese gläsernen Teller, Vasen und Henkelvasen kommen nur selten auf den Markt, und insofern hält "im Kinsky" am 24. Februar eine Rarität bereit: Im Rahmen der 72. Kunstauktion gelangt eine Sammlung von 16 solcher Lobmeyr-Glaskunstwerke zur Auktion.

Darunter ist eine knapp 50 cm hohe Doppelhenkelvase aus der "Indischen Serie", die mit graviertem Aluminium- und Golddekor verziert ist und für die Experte Michael Kovacek zwischen 6000 und 10.000 Euro erwartet. Als Inspiration dienten Moritz Knab hier um 1883 die "Bidri-Arbeiten", die nach der indischen Stadt benannten, mit feinem Silberdraht verzierten Metallobjekte. Zu den imposantesten Stücken gehört aber - neben Tellern aus der "Maurischen Serie" (10.000-18.000 €) oder einer Vase aus der "Arabischen Serie" (3000-6000 €) - die auf 18.000-30.000 € taxierte, große, mit prachtvoller Emailmalerei verzierte Henkelvase aus der "Persischen Serie". (kron/ DER STANDARD, Printausgabe, 19.2.2009)

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