Günter Brus ist der wohl beste österreichische Zeichner der Gegenwart. In 64 Blättern hat er sich in den Jahren 1978/79 Franz Schrekers Oper "Die Gezeichneten" bildnerisch angenähert. Die Arbeiten sind auf der Galerie im Böhm-Saal der Salzburger Felsenreitschule vor den Festspiel-Veranstaltungen zu sehen. Leider ist dieser Raum aufgrund der spiegelnden Lichter und Fenster nur wenig geeignet, um Bilder hinter Glas wirklich gut zu präsentieren.

Pastell/Farbstifte ziehen auf getöntem Papier einen Fluss durch eine Zeit, die geprägt ist von den Kontrapunkten Aufbau und Zerstörung. Der Strich scheint dahingetrieben wie seismographisches Zittern im Beben drohender Menschenverachtung.

Der ehemalige Aktionist der ersten Stunde ist ideal für die Umsetzung von Schrekers kompositorischem Gedankengut: ein Engagierter, ein hochgradig Sensibler, der die musikalische Botschaft des Künstlertraums von einer kosmischen Lebens/Liebes-Energie in feuriges Glühen bündeln kann. (irju)