Textarchiv OÖNachrichten www.nachrichten.at/archiv
vom 02.07.2005 - Seite 002
"Ich brauch' nicht viel erklären"

Seit 1997 ist Jutta Skokan Intendantin der Festwochen Gmunden. Vom 14. Juli bis zum 28. August stehen 82 Veranstaltungen auf dem Programm. Im OÖN-Gespräch erzählt sie über Künstlerkontakte und die Idee vom Salzkammergut-Festival.

VON SILVIA NAGL

Wie schafft die Intendantin es, immer wieder derart hochkarätige Stars an den Traunsee zu locken?

"Das ist gar nicht so schwer, weil die Festwochen inzwischen ja schon weit über die Grenzen bekannt sind", sagt Jutta Skokan im OÖN-Gespräch. "Mehr als drei Viertel der bei uns Auftretenden kontaktiere ich persönlich. Am Beginn meiner Intendanz musste ich noch erklären, was die Festwochen sind und wer schon bei uns war. Seit einigen Jahren aber sind die Festwochen ein fixer Begriff in der Kunst- und Künstlerszene. Da brauch' ich nicht mehr viel erklären."

Sie selbst ist das ganze Jahr über "viel unterwegs, und wenn ich einen Künstler/eine Künstlerin oder eine Produktion sehe, die mir gefällt, dann versuche ich entweder sofort mit dem jeweiligen Künstler Kontakt aufzunehmen und zu fragen, ob ein Auftritt in Gmunden interessant und möglich wäre." Oder wenn sie in Zeitungen eine besonders positive Kritik über eine Veranstaltung liest, "dann recherchiere ich, wie ich zu der Adresse des Künstlers komme". Und so hat sich im Laufe der Jahre schon eine gewaltige Datenbank an Telefonnummern von Künstlern angesammelt.

Nyman im Segelboot

Und wie ist das mit den US-Stars wie beispielsweise heuer Terry Riley, einem Vertreter der Minimal Music? "Das ist bereits gute Tradition bei uns: Nach der konsequent aufgebauten Minimal-Music-Reihe mit Michale Nyman, Philip Glass und Steve Reich nun eben Terry Riley. Da haben wir einfach auf seiner Homepage nachgeschaut, ein E-Mail geschickt und geschrieben, dass die vorher Genannten schon bei uns in Gmunden waren. Da kam schnell eine Antwort mit der Zusage!"

Den Künstlern wird außerdem, wenn gewünscht, auch sehr persönliche Betreuung angeboten. So wollte beispielsweise Michael Nyman unbedingt per Segelboot den Traunsee erforschen ¼ kein Problem!

Wichtig ist ihr die Idee der Vernetzung - und die langfristige Perspektive eines Salzkammergut-Festivals, das ja "in kleinen Schritten immer realistischer wird. Es gibt inzwischen immer mehr Kooperationspartner, wie Traunkirchen, Mondsee, St. Gilgen, Bad Ischl, Ebensee usw., deren Programme wir gerne in unserem Programmfolder, der immerhin an 30.000 Adressen geschickt wird, mitbewerben und dafür auch den Kartenvorverkauf übernehmen."

"Klar muss dann eben sein, dass so mancher Veranstalter auf seinen Namen verzichten muss, wenn es eine Dachorganisation Salzkammergut-Festival geben soll." Ob sie selbst damit Problem hätte? "Nein, überhaupt nicht!"

Neu im Programm

Neu im Programm ist heuer die so genannte "Young Artist"-Schiene: "Wir haben uns immer schon bemüht, auch jungen Talenten die Möglichkeit zum Auftritt zu geben. Heuer eben unter diesem Titel und ein wenig mehr als im Vorjahr. Diesmal sind auch Orchester und größere Formationen aus dem Theaterbereich dabei."

Gibt es viele Vorreservierungen? "Ja, denn wir haben ein treues Stammpublikum. Aber viele warten doch bis zum jeweiligen Termin, und machen ihr Kommen auch vom Wetter abhängig, ob sie ins Salzkammergut fahren und den Besuch einer Festwochen-Veranstaltung gleich mit ein paar Urlaubstagen verbinden."

Das Programm geht quer durch die Kunstsparten, bietet von allem etwas. "Die Festwochen sind ein Mehrspartenfestival. Und das aus gutem Grund: Wir wollen unseren Gästen die Chance bieten, innerhalb einer Woche aus allen Bereichen eine Veranstaltung sehen zu können."

Heuer ist erstmals früher Schluss, nämlich schon am 28. August. Warum?

"Weil sich herausgestellt hat, dass es sinnlos ist, im September noch Programm zu machen. Denn da beginnt bereits das Brucknerfest und das Festival Ars Electronica in Linz. Das ist Konkurrenz, gegen die wir nicht antreten wollen und können."

Erweitert wurde das Angebot der Sonntags-Matinee, "weil das im Vorjahr enorm gut angenommen wurde. Vor allem, wenn eine Matinee als Brunch konzipiert ist. So wird Anton Zeilinger über Einstein referieren, Franz Schuh über Elias Canetti und Peter Rosei aus ,Wien Metropolis" lesen."

Ärgerlich sei, "dass die Stadt Gmunden uns kein Büro zur Verfügung stellt. So müssen wir jedes Jahr das Büro, in dem ab 14. Juli immerhin an die 15 Leute arbeiten, im Stadttheater neu einrichten und wieder abbauen."

Für die Porgrammierung gibt es ein künstlerisches Beratungsteam: Assistentin der Intendantin ist Fini Schmid, für den Jazzbereich ist Peter Baumann, für Klassik und Barock Martin Haselböck zuständig. Und Jutta Skokan kümmert sich, unterstützt von Franz Schuh, um den Bereich Literatur und Theater.

Ab 14. Juli wieder Heimstatt und Kulisse für die hochkarätig besetzten und vielfältigen Festewochen: die malerisch am Traunsee gelegene Stadt Gmunden Foto: Kurverwaltung Gmunden

Intendantin Jutta Skokan

Michael Nyman wünschte sich einen Segelboot-Ausflug Foto: Kressl

1987 wurden die Festwochen Gmunden begründet

Die Idee von Gmundner Festspielen wurde 1987 von den Opernsängern Johannes Jokel und Alfred Werner ins Leben gerufen: Eröffnet wurde das Festival am 18. Juli 1987 mit einer Operngala. Das Konzept der Herren Jokel und Werner umfasste bereits das Ziel eines Mehrsparten-Festivals mit klassischer Musik, Theater, bildender Kunst, Film und Jazz.

In den folgenden Jahren gab es mehrere Eigenproduktionen, einen Schnitzler-Zyklus und eine Reihe von Orchester- und Kammermusikabenden.

1993 wurde zur Fortführung der Festspiel-Idee der Gmundner Festspielverein gegründet. Daraus entwickelte sich ab 1994 die neue Geschäftsführung mit Elke Schuster und der künstlerischen Leitung von Wilfried Tachezi aus Salzburg. Als Veranstalter fungiert unter dem neuen Namen "Festwochen Gmunden" die Veranstaltungs- und Festspiel GesmbH.

1997 übernimmt Jutta Skokan die Geschäftsführung und ab 1999 auch die künstlerische Leitung. Unter ihrer Intendanz wird vor allem die Idee des Mehrsparten-Festivals und der Ausdehnung der "Festwochen Gmunden" auf die Ferienregion Salzkammergut weiter gepflegt und umgesetzt. Ebensee, Bad Ischl, Traunkirchen, Ohlsdorf, Altmünster, Steyrermühl, Oberwang, St. Gilgen, Lindach und Kirchham werden als neue Aufführungsorte miteinbezogen. Die Entwicklung zum Salzkammergut-Festival zeigt das Interesse der neu dazukommenden Kooperationspartner: Mondsee, Wolfsegg und Hallstatt usw.

In den Jahren 1999 bis 2001 wird um Arnold Schönberg ein neuer musikalischer Programmschwerpunkt gepflegt. Ab 1999 sind Theateraufführungen und Lesungen dem 1989 verstorbenen heimischen Literaten Thomas Bernhard gewidmet.


© Alle Rechte vorbehalten. Nutzung ausschließlich für den privaten Eigenbedarf.