text breit  text schmal  
drucken 
Bilder keine Bilder

derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
10. Juni 2005
13:10 MESZ
Link

Weltwoche: "Politik aus dem Bauch"
(mit Bild
Foto: Reuters/Bianchi
Kunst-"Mäzen" der besonderen Art: Silvio Berlusconi

Künstler stellte aus Berlusconis abgesaugtem Fett Seife her
Symbolträchtig "mani pulite" betiteltes Objekt - Gianni Motti: "Die Idee machte mir Spaß, dass man sich mit einem echten Stück Berlusconi den Hintern waschen kann"

Berlin - Das Schönheitsbewusstsein des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi hat inzwischen künstlerische Konsequenzen: Aus dem Fett, das sich der 67-Jährige bei einer Schönheitsoperation absaugen ließ, stellte der italienische Künstler Gianni Motti nach eigenen Angaben eine Seife her, die er kommende Woche auf der Kunstmesse Art Basel präsentieren und auch zum Kauf anbieten will.

Das "hässlich graue" Stück nannte Motti "mani pulite" (saubere Hände) - nach dem Schlagwort der Antikorruptions- und -mafiakampagne der italienischen Justiz aus den 90er Jahren. Bei dem Titel habe er an "Geldwäsche" gedacht sowie an die immer wieder erhobenen Vorwürfe einer mafiösen Verstrickung Berlusconis, sagte Motti der Tageszeitung "Die Welt".

Teures Hygieneprodukt

"Ich dachte vor allem daran, dass Seifen oft aus Schweinefett hergestellt werden, und die Idee machte mir Spaß, dass man sich mit einem echten Stück Berlusconi den Hintern waschen kann", sagte der 47-jährige Künstler. Das Fett hatte er nach eigenen Angaben von der Klinik in der Nähe von Lugano erhalten, in der sich Berlusconi operieren ließ. Es sei eine "gallertartige Masse" gewesen, "die schrecklich stank, wie verdorbene Butter oder altes Frittieröl". Auf der Kunstmesse will er die Seife unter Plexiglas auf ein Podest stellen, bevor er sie für 15.000 Euro zum Kauf anbietet: Er befürchte, dass Berlusconi sie zurückkaufen werde, wie er das auch bei Pressefotos mache, aber setze darauf, dass der Regierungschef "moderne Kunst nicht wirklich zu schätzen" wisse, sagte Motti weiter.

Die Werke des seit Jahren in Genf lebenden "Shooting-Stars der Schweizer Kunst-Szene" zeichnen sich laut "Welt" durch eine Mischung von Anarchie, Subversion und Tollkühnheit aus. Seit kurzem stehe Motti in Verhandlungen mit Fidel Castro, den er dazu bringen wolle, ihm den kubanischen Küstenstreifen Guantanamo zu verpachten. Castro wolle die USA, die dort ihr Gefangenenlager für "ausländische Terroristen" betreiben, sowieso loswerden, sagte Motti der Zeitung. Die jährlichen US-Schecks für den Küstenstreifen löse er nie ein. Einen dieser Schecks hatte der kubanische Staatschef dem Künstler überlassen, den er nun auf der Biennale in Venedig ausstellen wird.(APA)


© 2005 derStandard.at - Alle Rechte vorbehalten.
Nutzung ausschließlich für den privaten Eigenbedarf. Eine Weiterverwendung und Reproduktion über den persönlichen Gebrauch hinaus ist nicht gestattet.