Salzburger Nachrichten am 17. Mai 2003 - Bereich: kultur
Kunstmuseum von Rang

Das "Lentos" in Linz wird nun eingeweiht. Form und Inhalt des Bauwerks sind von außergewöhnlicher Qualität. Linz wandelt sich von der Industrie- zur Kulturstadt.

WERNER THUSWALDNER

Rund 4000 Gäste werden morgen, Sonntag, zur Eröffnung des Linzer Kunstmuseums "Lentos" erwartet. Wohl hat man Bundespräsident Klestil dazu eingeladen, doch keine anderen Bundespolitiker. Der Grund: Alle Vorstöße der Stadt Linz, den Bund zu einer Mitfinanzierung zu bewegen, sind erfolglos geblieben. Das aber trübt gegenwärtig die Freude über das Resultat nicht, denn die gesamten Abläufe, vom Beschluss des Gemeinderats bis zur Fertigstellung, gingen reibungslos vor sich, und der Kostenrahmen von 33 Mill. Euro wurde eingehalten. Das Land Oberösterreich und 18 große Sponsoren haben mitgezahlt. Anfängliche Skepsis breiter Bevölkerungskreise ist nun eindeutiger Zustimmung gewichen. Jetzt stellt Bürgermeister Franz Dobusch selbstbewusst fest: "Linz ist um eine international bedeutende Kultureinrichtung reicher. Mit dem ,Lentos' Kunstmuseum Linz wird sich das kulturelle Image unserer Stadt noch mehr verstärken: eine ideale Voraussetzung für die Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas im Jahr 2009."

Das "Lentos", an der Donau gelegen, hat zwei Stärken: den Inhalt und die Form. Die Form gab dem Kunstmuseum das Zürcher Architektenduo Weber und Hofer. Es ist ein 130 Meter langer und 21 Meter breiter dreigeschossiger Bau. Das Erdgeschoss blieb auf einer Länge von 60 Metern ausgespart. Das ist der Platz für einen Skulpturengarten. Der Baukörper aus Beton ist mit einer Glashaut überzogen. Damit ist der Effekt gegeben, dass der Bau die Umgebung samt ihrer Stimmung spiegelt. Hinter der Glashaut befindliche Leuchtkörper sind für eine weitgespannte Farbpalette ausgelegt.

Das "Lentos" verfügt über einen überaus respektablen Bestand an Kunstwerken. Sie konnten am bisherigen Standort - in der Neuen Galerie, Lentia 2000 - zum Teil nur unzulänglich präsentiert werden. Jetzt im neuen Museum, das eine Gesamtnutzfläche von 8000 Quadratmetern hat, bekommen die Objekte das nötige Ambiente, um ihre Wirkung entfalten zu können. Das führt Direktor Peter Baum mit der Eröffnungsausstellung vor. Beim Bau wurde eine ideale Bedingung erfüllt: Die großzügigen Galerieräume befinden sich auf der obersten Ebene und bekommen ihr Licht durch eine Glasdecke. Bei einfallender Dämmerung wird Kunstlicht hinzugeschaltet.

Eröffnungsschau zeigt, was man in Linz hat

Die Eröffnungsschau greift auf die eigenen Bestände zurück und ist scheinbar in traditionelle einzelne Themenbereiche gegliedert. Sie heißen "Landschaft", "Porträt", "Paradies" usw. Die Besonderheit besteht in der Art der Hängung, die Bezüge über die Jahrzehnte hinweg, vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart, herstellt. Auf diese Weise "erklären" sich die Kunstwerke wechselseitig.

Für den Betrieb des Kunstmuseums wurde eine spezielle Form gewählt. Das "Lentos" wurde gemeinsam mit dem Museum der Stadt Linz, "Nordico", mit dem Ziel größerer Eigenständigkeit in ein gemeinsames "Unternehmen nach Statut" zusammengefasst. Auf jeden Fall soll vermieden werden, dass dem neuen Kunstmuseum die Mittel fehlen, um mit seinen Ausstellungen und den Begleitaktivitä-ten den Bonus des spektakulären Auftakts nicht zu verspielen.