MAK-Galerie: Die seltsamen Welten von Laura Kikauka
Ewig unaufgeräumte Spielzimmer
Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer
Laura Kikauka macht ihre Sammelleidenschaft und
Collagierungswut, ihren Dekorationsfüllzwang von Räumen zur Kunst. Dieser
seltsamen Welt von Nutz-, Kunst- und Kitschgegenständen in Überfülle
widmet die MAK-Galerie die Sommerschau "M.A.N.I.A.C. at MAK. Marvellous
Abundant Neglected Items Arrenged Creatively" bis 18. August. "Funny
Farm" nennt die 1963 in Hamilton (Kanada) geborene Absolventin des Ontario
College of Art die Orte und Räume, die sie in einer Art
Work-in-progress-Manier mit Assistenten installiert. In München war das
ein "Dream home" in monochromem Weiß, in Berlin baute sie für
Schlingensief auf der Volksbühne ein Bühnenbild, dazu gibt es
Verkleidungsaktionen und immer wieder große Museumsausstellungen ihres
Weltbilds als "Homo ludens". Dieses Weltbild zeigt im Grunde das ewige
unaufgeräumte Spielzimmer. Bizarr, sinnlich, vertraut, profan und
zivilisationskritisch nennt Direktor Noever diese "Kunst als Lebensform".
Kikaukas Bastelleidenschaft äußert sich auch in den vielen technischen
Zeichnungen zur Konstruktion der angehäuften Einzelteile. Die in Kanada
und Berlin lebende Tochter eines Künstlerpaares wurde schon von ihren
Eltern in ihrer Leidenschaft ermutigt; daher zieht in diesem Fall die
psychologische Deutung einer Störung durch frühkindliche Verhinderung und
Liebesentzug nicht. Ironie beherrscht das passionierte Sammeln aus
Neigung, nicht Zwang. In diesem bewusst geschaffenen Wahnsinn kann
sich auch das Museum als Institution hinterfragt fühlen; die
Reibungspunkte mit der Gesellschaft und ihren Zivilisationstheorien liegen
ohnehin auf der Hand - eine lange Schiene seit den sechziger Jahren findet
da ihre Fortsetzung. Kikauka hat bezeichnenderweise mit ihrem
Musiker-Ehemann im Pavillion der Volksbühne Ost-Berlin unter dem Namen
"Spätverkauf" eine Bar, die Atelier, Kaufladen und Treffpunkt gleichzeitig
war, geführt. Dabei interessierten sie die politischen Mechanismen der
wiedervereinten Stadt - die Verkaufsgegenstände waren daher alte
Elektrogeräte aus der DDR. Außerhalb der Kunstszene soll ein neuer
Pool entstehen, in den sie ihre Vorliebe für Plätze wie Müllhalden und
Flohmärkte mit integriert. So kommt das alte "Objet trouvé" zum
"Environment" und lange nach Warhol und Beuys die Kunst immer noch zum
Alltag.
Erschienen am: 09.08.2002 |
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