Paris: Daniel Buren im Centre Pompidou

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Unter dem Titel "Le musée qui n'existait pas" (Das Museum, das nicht exitierte), hat der französische Konzeptkünstler die Museumsräume des Pariser Centre Pompidou in Beschlag genommen: Er hat sie in 71 würfelförmige Räume aufgeteilt, die durch Öffnungen miteinander verbunden sind. Dieses Spiel mit Räumen, in denen Projektoren unter anderem pinkfarbene oder blaue Streifen an die Wand werfen, ist bis zum 23. September zu sehen.

Gestreifte Vorhangstoffe

Einen gestreiften Vorhangstoff entdeckte er auf dem kunterbunten Pariser Marktplatz Saint-Pierre in der Nähe der Sacré- Coeur. Das war im September 1965. Seitdem sind die Streifen zu einem dominanten Element in Daniel Burens Kunstwerken geworden. Die senkrechten Linien sind entweder weiß oder farbig und immer 8,7 Zentimeter breit.

Würfelige Räume

Mit seinen würfelähnlichen Räumen und unerwarteten Perspektiven will Buren die Monotonie des modernen Kunstmuseums durchbrechen: "Das Centre Pompidou leidet an architektonischen Zwängen. Man ist gezwungen, langen, sehr monotonen Gängen zu folgen. Ich habe das Museum in 70 würfelförmige Räume aufgeteilt, die alle miteinander kommunizieren."

Die würfelförmigen Räume haben mehrere Türen, von denen jede in einen anderen Raum führt, in dem der Besucher entweder auf die 8,7 Zentimeter breiten Streifen in den intensiven Farben Blau, Rosa oder Gelb stößt oder aber auf Streifen aus Spiegel, Plexiglas und Silberpapier. Diese Materialien nahm Buren erst in den 80er Jahren in sein Repertoire an strukturellen Ausdrucksformen auf, durch die er seine Werke öffnet und in Bezug zur Umgebung bringt.

Reaktion und Kritik

Der 64-Jährige gilt als einer der bekanntesten französischen Künstler der Gegenwart. Die abwechselnd weißen und farbigen Streifen, die Buren auf Mauern, Holzwände, Glas, Beton oder Marmorsockel aufträgt, lösten bisher helle Begeisterung oder aber verheerende Kritik aus. Doch daran ist der Künstler nun schon seit mehr als 35 Jahren gewöhnt. Bereits 1966 schloss sich Buren einem Kreis junger Künstler an, die sich in Paris radikal vom etablierten Kunstmarkt abwendeten und Kunst als Antikunst schufen.

Das ungeliebte Museum

Der Titel der Ausstellung steht für Burens kritische Museumstheorie. Das Museum ist für den Künstler jener anonyme und neutrale Ort, an dem ein Werk erst zu einem Kunstwerk wird. Im Mai 1968 erklärte Buren vor dem Hintergrund revoltierender Studenten und Intellektueller das Museum zur gefährlichen Waffe in den Händen der Bourgeoisie. Deshalb entsteht Burens Kunst immer vor Ort und ist auf die Umgebung zugeschnitten. Seine Kunst bleibt eine Weile und verschwindet wieder, sie ist nicht für öffentliche oder private Sammlungen bestimmt.

Lebenslinien

Buren wurde mit seiner Konzeptkunst in Deutschland 1971 auf der Kasseler documenta bekannt. In Frankreich sorgte er vor allem durch seine schwarz-weißen Säulen im Ehrenhof des Palais Royal in der Nähe des Louvre-Museums für Aufsehen. Mitte der 80er Jahre wurden sie als Dauerskulpturen errichtet. Burens Arbeit hat kaum Entwicklungen durchlaufen. Der 8,7 Zentimeter breite Streife ist die Dominante seines Werks geblieben ebenso wie der unpersönliche Charakter seiner Arbeit, die konventionelle Vorstellungen von Kunst - und von Museum - entlarven soll, wie die Ausstellung im Centre Pompidou zeigt.

Mehr über den neuen Leiter des Centre Pompidou in kultur.ORF.at.

Link: Centre Pompidou


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