05.09.2001 15:04:00 MEZ
Eingriffe in sozio-politische Strukturen
"Mia san mia": Hans Haacke in der Generali Foundation

Wien - "Mia san mia" ist der Titel einer Ausstellung, mit der die Generali Foundation ab Freitag (7.9.) dem deutschen, in den USA lebenden Konzeptkünstler Hans Haacke erstmals in Wien eine Schau widmet. Ein Titel, der verrät, dass sich Haacke, dessen Untersuchungen und Eingriffe in sozio-politische Strukturen immer wieder für Wirbel sorgen, mit speziellen örtlichen Gegebenheiten auseinandersetzt.

Die neue, für Wien geschaffene Installation bildet den Ausklang der Präsentation zweier für Graz geschaffener Arbeiten: Das Projekt "Und ihr habt doch gesiegt", bei dem der 1936 in Köln geborene Künstler über der Mariensäule am Eisernen Tor in Graz jene NS-Siegessäule rekonstruierte, mit der Graz 1938 als "Hauptstadt der Bewegung gefeiert wurde", war 1988 im Rahmen des Steirischen Herbstes realisiert worden. Den Fotografien der Aktion sowie einer Rekonstruktion der damals aufgestellten Plakatwand, sind auch Fotos der Säule nach dem Brandanschlag durch einen jungen Neonazi und Zeitungshalter mit Presseberichten zum Projekt beigegeben. Präsentiert wird auch Haackes Wettbewerbsentwurf einer Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus am Militärschießübungsplatz Graz "Feliferhof" (1996). Ein nicht realisierter Entwurf, wobei aber auch das Siegerprojekt des Wettbewerbs von Esther und Jochen Gerz bis heute nicht realisiert worden ist.

An Haackes spektakulärstes Projekt erinnert eine im Ventilator-Wind flatternde Seidenfahne mit der Aufschrift "Der Bevölkerung", der sein im Lichthof des Reichstagsgebäudes in Berlin aufgestellter Trog gewidmet ist, den die Abgeordneten mit einem Sack Erde aus ihrem Wahlbezirk zu füllen haben. Die Bundestagsdiskussionen dazu sind auf Video und in Presseberichten in Zeitungshalter nachzuverfolgen.

"Heimaterde"

"Mia san mia" ist eine digitale Montage von Plakatmotiven, zu denen sich Haacke von einer Plakataktion "Kärnten blüht auf" anregen ließ. Zwei Rosen und - so der Künstler bei der Ausstellungspräsentation am Mittwoch in Wien - "ein Herr, der sich als besorgter Landesvater in Szene setzt", seien ihm ins Auge gefallen. "Ich hab sofort auf die politische Symbolik reagiert" meinte Haacke und wurde auf der Suche nach aufladender Symbolik in einem Filmplakat von 1941 zu "Heimaterde" fündig. "Auf keinen Fall wollte ich den Herrn aus Kärnten wieder abbilden".

Das "Mia san mia" ortet Haacke dabei keineswegs als österreichisches Inselphänomen - dem könne man ebenso auch in Deutschland, Großbritannien oder in den USA begegnen. Dort hatte das Guggenheim Museum 1971 eine Haacke-Ausstellung abgesagt, die konkret Immobilienspekulanten ins Auge rücken wollte. Im Vorjahr gab es Riesenwirbel um eine Ausstellung im Whitney-Museum, wo Haacke Worte des New Yorker Bürgermeisters Rudolph Giuliani in gotischer Schrift zitierte. (APA/red)


Quelle: © derStandard.at