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Hauptausgabe vom 25.01.2005 - Seite 021
Wieder vereint im Linzer Kunstmuseum Lentos: Die Bilder "Das Werden" und "Das Vergehen" von Anton Kolig. Foto: OÖN/dh

AUSSTELLUNG: "94 Meisterwerke" zeigt die Klassiker aus der hauseigenen Lentos-Sammlung

Spannende Reise durch Museumsbestände

VON DIETLIND HEBESTREIT

Wieder glücklich vereint sind die beiden wichtigsten Spätwerke von Anton Kolig im Linzer Lentos: Das Ölbild "Das Werden" ist bereits 1953 von Wolfgang Gurlitt erworben worden, und für das Werk "Das Vergehen" hat der Verein "Freunde des Lentos Kunstmuseum Linz" jetzt 140.000 Euro locker gemacht. Beide Bilder sind in die aktuelle Schau "94 Meisterwerke" eingebettet.

Erstmals zeigt das Lentos die zahlreichen Klassiker aus seiner Sammlung im Überblick: Hochkarätige Einzelarbeiten und kleine feine Werkgruppen von Josef Rebell, Johann Baptist Reiter, Anselm Feuerbach, Hans Makart, Wilhelm Trübner, Egon Schiele, Kolo Moser, Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Emil Nolde, Albin Egger-Lienz und vielen anderen prominenten Künstlern sind locker an den Wänden des großen Ausstellungssaals aufgefädelt.

Der Bogen spannt sich von Landschafts-, Genre- und Porträtmalerei des 19. Jahrhunderts über hochkarätige Werke des Wiener und Berliner Sezessionismus über deutschen und österreichischen Expressionismus bis zu Bildern der Neuen Sachlichkeit. Die 56 Gemälde und 36 Zeichnungen und Grafiken (im angeschlossenen Grafik-Kabinett) entstanden von 1820 bis zum Beginn des 2. Weltkriegs und wurden von Elisabeth Nowak-Thaller aus der reichen historischen Sammlung mit viel Feingefühl zusammengestellt.

Nahtlos fügt sich die Kolig-Neuerwerbung "Das Vergehen" (Pietà) ein, bildet jetzt mit Koligs "Das Werden" ein intensiv-farbiges Diptychon. Die Ölbilder sind zwei von insgesamt sieben Detailstudien zum nicht realisierten Eisernen Vorhang im Salzburger Festspielhaus. Kolig gilt als bedeutender expressionistischer Maler und wichtigster Vertreter des "Nötscher Kreises". Mit diesem Ankauf hat der Verein "Freunde des Lentos Kunstmuseum Linz" in zwei Jahrzehnten bereits mehr als eine Million Euro für Kunstwerke ausgegeben.

Der riesige Lentos-Raum verschluckt all diese Kostbarkeiten. Auch große Bilder wirken an den nüchternen Wänden niedlich. Doch gerade diese Weitläufigkeit ist auch eine große Chance. Kunst präsentiert sich hier völlig losgelöst vom Umfeld. Keine Behübschungen oder Präsentations-Raffinessen verstellen den Blick aufs Wesentliche.

Besonderer Tipp: Das Grafik-Kabinett im Anschluss an den großen Saal mit Meisterwerken des Sezessionismus. Zarte Klimt-Zeichnungen finden dort genauso Platz wie kleine Schiele-Aquarelle und Kokoschka-Illustrationen mit lyrischen Texten.

Mit den "94 Meisterwerken" bedient das Lentos auch jenes Publikum, das mit moderner und zeitgenössischer Kunst nichts anzufangen weiß. Auch für Schulklassen eignet sich diese Reise durch die Lentos-Museumsbestände des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Das gute museumspädagogische Angebot wird auf Anfrage mitgeliefert - und empfiehlt sich natürlich nicht nur für die jungen Besucher.

Info: täglich 10-18 Uhr, Do. 10-22 Uhr, Di. geschlossen, Tel. 0732 / 70Ê70-36 00


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