Fotograf der Stars | |
Lord Snowdon als Fotograf des Glamours und der Schattenseite.
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Alle sind sie vertreten: Sir Laurence Olivier, Charlie Chaplin und
Marlene Dietrich, Francis Bacon, Max Ernst und Oskar Kokoschka, Lucian
Freud, Rudolf Nureyev und Bruce Chatwin. Denn Lord Snowdon, der 1930 als
Tony Armstrong-Jones geboren wurde, bannte Topstars aus den Bereichen
Theater, Ballett, Literatur und Malerei auf Polaroid. Auch in der Modewelt
war er daheim. Gianni Versace und Vivienne Westwood, Audrey Hepburn, Ralph
Fiennes, Kenneth Brannagh oder Sophia Loren posierten vor der Kamera des
Lords.
Lachen und Weinen Stets sind sie Teil einer Inszenierung, die sich selbst nicht ganz
ernst nimmt: Musik-Legende Yehudi Menuhin steht samt Geige im Unterleiberl
Modell, Designer Wolfgang Joop räkelt sich samt Hündchen auf einem gelben
Liegestuhl, den Arm lässig um eine kopflose Kleiderpuppe geschlungen,
Kunst-Provokateur Damien Hirst hockt im Aquarium und Agatha Christie
kauert in blauen Hausschuhen vor ihrem Schreibtisch. "Meine Fotos sollen den Betrachter zu einer Reaktion veranlassen", sagt
Lord Snowdon, der zur Eröffnung der Schau im KunstHaus Wien angereist war,
"vielleicht bringen sie einen zum Lachen, vielleicht zum Weinen,
vielleicht zum Nachdenken. Aber am Ende kommen wir immer drauf, wie
glücklich wir eigentlich sind." Royal Connections
Weltweit bekannt wurde er aber vor allem durch die Fotos der britischen
Royals, denen er als verflossener Ehemann von Prinzessin Margaret familiär
verbunden ist. Streng arrangierte offizielle Porträts der Royals dürfen
bei der Werkschau daher ebenso wenig fehlen, wie die Fotografie einer
unbeschwert lachenden Lady Di. Soziale Themen Neben prominenten Künstlern und Royals hat Lord Snowdon aber auch
soziale Aspekte auf Fotopapier gebannt. Die Dokumentarfotos, die er für
das Magazin der Sunday Times machte, halten die Ungerechtigkeiten und
Ungleichheiten des Lebens fest. Sie zeigen einfühlsame Aufnahmen zu den
Themen Alter, Einsamkeit und Geisteskrankheit. Unter anderem fotografierte
er in psychiatrischen Kliniken. "Diese Fotos mögen als solche nicht
besonders gut sein, aber ich versuche etwas vom Leben zu zeigen", so Lord
Snowdon, der die Werkauswahl persönlich vorgenommen hat. Im Vorjahr lockte
die Schau, die nach Wien in Moskau und Sydney gezeigt wird, 80.000
Besucher in die Londoner National Portrait Gallery.
Snowdon, der zunächst mit einem Architekturstudium in Cambridge
scheiterte und danach eine Fotografenlehre absolvierte, hat bisher 22
Bücher mit seinen Fotoarbeiten veröffentlicht. Zuletzt erschien "Das
unsichtbare London", ein Band, in dem er seine ganz persönliche Sicht der
britischen Hauptstadt entwirft. Dass Snowdon auch als Designer,
Schriftsteller, Filmemacher, Möbelentwerfer und Bühnenbildner tätig war,
ist eine der Überraschungen. Tipp: Die Retrospektive "Snowdon Photographs" im KunstHaus Wien ist bis zum 27. Mai zu sehen. | ||||||||