Fotograf der Stars

Lord Snowdon als Fotograf des Glamours und der Schattenseite.


Alle sind sie vertreten: Sir Laurence Olivier, Charlie Chaplin und Marlene Dietrich, Francis Bacon, Max Ernst und Oskar Kokoschka, Lucian Freud, Rudolf Nureyev und Bruce Chatwin. Denn Lord Snowdon, der 1930 als Tony Armstrong-Jones geboren wurde, bannte Topstars aus den Bereichen Theater, Ballett, Literatur und Malerei auf Polaroid. Auch in der Modewelt war er daheim. Gianni Versace und Vivienne Westwood, Audrey Hepburn, Ralph Fiennes, Kenneth Brannagh oder Sophia Loren posierten vor der Kamera des Lords.

Sophia Loren mit Sohn, 1970
Sophia Loren mit Sohn, 1970

Lachen und Weinen

Stets sind sie Teil einer Inszenierung, die sich selbst nicht ganz ernst nimmt: Musik-Legende Yehudi Menuhin steht samt Geige im Unterleiberl Modell, Designer Wolfgang Joop räkelt sich samt Hündchen auf einem gelben Liegestuhl, den Arm lässig um eine kopflose Kleiderpuppe geschlungen, Kunst-Provokateur Damien Hirst hockt im Aquarium und Agatha Christie kauert in blauen Hausschuhen vor ihrem Schreibtisch.

"Meine Fotos sollen den Betrachter zu einer Reaktion veranlassen", sagt Lord Snowdon, der zur Eröffnung der Schau im KunstHaus Wien angereist war, "vielleicht bringen sie einen zum Lachen, vielleicht zum Weinen, vielleicht zum Nachdenken. Aber am Ende kommen wir immer drauf, wie glücklich wir eigentlich sind."

Royal Connections

Prinzessin Margaret und Lord Snowdon, 1969 / ©Bild: APA
Prinzessin Margaret und Lord Snowdon, 1969 / ©Bild: APA

Weltweit bekannt wurde er aber vor allem durch die Fotos der britischen Royals, denen er als verflossener Ehemann von Prinzessin Margaret familiär verbunden ist. Streng arrangierte offizielle Porträts der Royals dürfen bei der Werkschau daher ebenso wenig fehlen, wie die Fotografie einer unbeschwert lachenden Lady Di.

Soziale Themen

Neben prominenten Künstlern und Royals hat Lord Snowdon aber auch soziale Aspekte auf Fotopapier gebannt. Die Dokumentarfotos, die er für das Magazin der Sunday Times machte, halten die Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten des Lebens fest. Sie zeigen einfühlsame Aufnahmen zu den Themen Alter, Einsamkeit und Geisteskrankheit. Unter anderem fotografierte er in psychiatrischen Kliniken. "Diese Fotos mögen als solche nicht besonders gut sein, aber ich versuche etwas vom Leben zu zeigen", so Lord Snowdon, der die Werkauswahl persönlich vorgenommen hat. Im Vorjahr lockte die Schau, die nach Wien in Moskau und Sydney gezeigt wird, 80.000 Besucher in die Londoner National Portrait Gallery.

Zum Vergrößern anklicken
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Snowdon, der zunächst mit einem Architekturstudium in Cambridge scheiterte und danach eine Fotografenlehre absolvierte, hat bisher 22 Bücher mit seinen Fotoarbeiten veröffentlicht. Zuletzt erschien "Das unsichtbare London", ein Band, in dem er seine ganz persönliche Sicht der britischen Hauptstadt entwirft. Dass Snowdon auch als Designer, Schriftsteller, Filmemacher, Möbelentwerfer und Bühnenbildner tätig war, ist eine der Überraschungen.

Tipp:

Die Retrospektive "Snowdon Photographs" im KunstHaus Wien ist bis zum 27. Mai zu sehen.

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