Salzburger Nachrichten am 06. Februar 2002 - Bereich: kultur
Der Architekt mit Namen "Welle"

Im Kaiserlichen Hofmobiliendepot wird das Werk Alvar Aaltos vorgestellt

WIEN (SN).

Der bekannte finnische Architekt und Designer Alvar Aalto wird im Kaiserlichen Hofmobiliendepot anhand der Sammlung Kossdorff vorgestellt. Hier erfährt man einerseits, was einen Sammler bewegt, zum anderen, welche Revolution einer neuen Einfachheit die Moderne hervorgebracht hat. In Rückblicken auf einige wenige Interieurs wird klar, welche Festschreibungen im Bereich der angewandten Kunst oder einfach der Wohnformen Gesellschaftsschichten trennten und wie sexistisch bei Einrichtungen gedacht wurde.

1928 trat Alvar Aalto dem CIAM bei, dem Internationalen Kongress Moderner Architektur, und damit begannen auch seine internationalen Kontakte. Sein persönlicher Stil, am besten gekennzeichnet durch seinen Namen, "Aalto" heißt auf finnisch Welle, Woge, blieb im Rahmen internationaler Bestrebungen um eine neue Einfachheit erhalten. Mit Wien verbanden Aalto diverse Aktivitäten. Schon früh bewarb er sich bei einem Wettbewerb der Firma Thonet, doch ohne Erfolg. Jahre später, bei einem geladenen Wettbewerb für die Wiener Stadthalle, gewann er fast, nämlich gemeinsam mit Roland Rainer, den ersten Preis - doch die Ausführung ging an Rainer.

Die Vorgeschichte zum Bugholzmöbel hat Thonet geschrieben. Aalto leistete dazu einen eigenen, unverwechselabren Beitrag. Er kreierte einen einfachen, robusten aber dynamischen Bugholzstil. Gemeinsam mit seiner Frau Aino, ebenfalls Architektin, einem Kunstkritiker und diversen Financiers gründete Aalto die Firma Artek.

Die erstaunlich fließenden Formen bei den Glasprodukten finden sich etwa bei Architekturgrundrissen wieder. Er agierte allerdings nicht abgehoben; im Abschnitt "Zeitgenossen" lassen sich die gegenseitigen Einflüsse nachvollziehen, von Marcel Breuer bis Charles Eames. Die Ausstellung bis 21. April wird von einer Vortragsreihe begleitet, am 18. 4. 2002 wird die Stadthalle so, wie sie Aaalto gesehen hätte, beleuchtet.

JANA WISNIEWSKI