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derStandard.at | derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
10. Dezember 2008
16:28 MEZ

Massimo de Carlo aus Mailand lieferte die passende Dekoration zur Art Basel Miami Beach.


Kunstmarkt: Die Party macht große Pause
Die Saison neigt sich dem Ende zu: Die Auktionshäuser arbeiten an ihren Jahresbilanzen, und in Miami übte sich die Messeszene in kontemplativer Zurückhaltung

Amerika allein habe nicht die Kraft, jenen Schaden zu beseitigen, den es angerichtet hat, merkte George Soros Ende November in einem Interview mit dem Spiegel an. Es ist weniger eine Prophezeiung als ein ernst zu nehmendes Fazit des Hedgefond-Managers, eines, das auch den Kunstmarkt betrifft.

Zum Glück aller Beteiligten sind amerikanische Sammler aber nicht das alleinige Maß der Dinge. Sowohl im Auktionsgeschäft als auch bei Kunstmessen freute man sich angesichts verheißungsvollen Profits natürlich in den vergangenen Jahren über deren Investitionsfreude. Die Europäer waren zuletzt vielleicht nicht die kaufkräftigste, aber die stabilste Fraktion. Dazu kamen Teilnehmer aus neuen Märkten, Russen, Chinesen und Inder, die immer öfter nennenswerte Beträge auf der Spielwiese des Kunstmarktes verteilten.

Aber auch unter den Amerikanern halten einige - zumindest als Käufer - dem Markt trotz wirtschaftlicher Turbulenzen die Treue. Dunkle Gewitterwolken ziehen dennoch auf, und zwar weniger am Primär- als am Sekundärmarkt. Dem Vernehmen nach sollen die beiden Giganten Christie's und Sotheby's massive Akquisitionsprobleme haben. Potenzielle Einbringer scheinen sich derzeit einfach nicht von ihren Spitzenwerken trennen zu wollen. Dabei benötigt die Auktionsbranche genau dieses Level, ist es doch ein von Krisen sonst eher unbelastetes, weil stets absetzbares Sortiment. Die Geister, die man rief, haben also die Herrschaft übernommen. Denn weitere Zugeständnisse gegenüber den Verkäufern in Form von Preisgarantien oder Ähnlichem können sich derzeit weder Christie's noch Sotheby's leisten.

Zurückhaltung scheint auch in der Messeszene das derzeit einzig angebrachte Credo. Insofern waren die Teilnehmer der Art Basel Miami Beach mit geringen Erwartungen Richtung "großes Wasser" , wie die indianische Übersetzung für "Mayaimi" lautet, gepilgert.

Mit mittlerweile 23 Events, von denen die Art Basel dennoch das empfehlenswerteste bleibt, lockt Floridas Partyzone längst Sammler aus aller Welt. Heuer besuchten auch Promis wie Kirsten Dunst, Steven Soderbergh oder Marilyn Manson die 250 aus 33 Ländern vertretenen Galeristen im Convention Center.

Anders als bei der Londoner Frieze, wo sich der Veranstalter zum Abschluss in Zweckoptimismus übte und erst Wochen später der tatsächlich schlechte Verkauf durchsickerte, lieferte eine Umfrage des Miami Herald schnell ein eindeutiges Ergebnis: Demnach hätten 70 Prozent der Teilnehmer schlechter verkauft als in den Jahren zuvor. Wohl auch deshalb, weil Kunstinteressierte derzeit um die Preise zu feilschen verstehen.

Auch hierzulande pausiert die Partystimmung. Die vierte Dorotheum-Auktionswoche (Umsatz 8,62 Mio.) laborierte ebenso wie die 71. Auktion "im Kinsky" (3,4 Mio.) an rückläufigen Absatzquoten. Im Dorotheum blieben Design, Jugendstil und Zeitgenössische Kunst deutlich unter der 50-Prozent-Marke, bei Klassischer Moderne lag die Absatzquote bei 55 Prozent, und nur Silber (70 %) sowie Uhren und Juwelen (73 %) lagen über dem Durchschnitt.

Vergleichbar die Situation im Kinsky, hier setzte sich Zeitgenössisches zu 45 Prozent ab, Klassische Moderne zu 50 Prozent, gefolgt von Jugendstil (52 %). Die schlimmste Bilanz musste Debütant Auteno verzeichnen. Nach anfänglichen technischen Schwierigkeiten kam die erste Katalogauktion der Sparte Design am 21. November nur zögerlich in Gang. Erst seit vergangener Woche steht das vorläufige Ergebnis fest: Nur 59 von 351 angebotenen Positionen wechselten auch den Besitzer - mit einem Umsatz von 238.000 Euro und einer Absatzquote von knapp 17 Prozent wohl nicht mehr wirtschaftlich. Allerdings zur Freude von Schnäppchenjägern, die noch bis 22. Dezember im Nachverkauf stöbern können. (Olga Kronsteiner / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.12.2008)

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