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vom 05.09.2005 - Seite 029
Mitreißender Start der Ars Electronica in der Montagehalle Foto: AEC/rubra

Wunder der Elektronik

Fulminanter Auftakt zum Ars Electronica Festival: Die Montagehalle der ÖBB erzitterte Donnerstagabend, das Publikum ging freimütig mit der Musik und goutierte die gelungene Verbindung mit visueller Gestaltung.

VON CLAUDIA WERNER

Flutlicht bestrahlt die Formation der Achsenräder für die "Taurus", die untertags auf diesem Gelände zusammengebaut wird. Die Besucher folgen den Schienen, die alles andere als eingefahrene Bahnen versprechen. Lokomotiven hängen zwar nicht wie angekündigt von der Decke, flankieren aber dominant den Raum. Die einstigen Wunder der Technik werden durch Videowände, Nebel, Licht- und Soundanlage ergänzt.

Die weitläufige Montagehalle der ÖBB am Linzer Hauptbahnhof war perfekt gewählter Schauplatz für die Eröffnung des Ars Electronica Festivals 2005. Nicht zu schwer solle er sein, der erste Abend, die Betreiber wollen den Auftakt des Festivals für (ent-)spannende, unterschiedliche künstlerische Positionen genutzt wissen.

Den vier gezeigten Projekten lag das Zusammenspiel zwischen Musik und Visualisierung zu Grunde. Wobei etwa Bobby R. alias Dietmar Lehner und Thomas Biebl ihre visuellen Gestalter von der Bilgi Universität Istanbul erst an eben diesem Abend kennen gelernt haben. Inspirieren ließen sie sich konkret von zuvor aufgezeichneten O-Tönen und Atmosphären aus dem alltäglichen Geschehen in der ÖBB-Halle.

Mechanik der Emotionen

Auf das Festivalthema "Hybrid" bezogen sich die "5 mm" von Marc Leclair und Gabriel Coutu-Dumont, ein allegorischer Blick auf die Evolution und die Entwicklung von der Zelle hin zur sozialen Struktur.

Tausende Suchanfragen an das Internet nahmen Maurice Benayoun und Jean-Baptiste Barrière als Basis, um eine "dynamische Kartographie eines Planeten" zu konstruieren. Denn das Internet bildet für die beiden Künstler "ein Äquivalent für das Nervensystem der Welt, das uns in Echtzeit den physiologischen Zustand der Welt fühlen lassen kann." Ihre Landkarten schwebten in "Emotional Traffic" auf Ballons über den Köpfen des Publikums.

Sozial-Clubbing

Dass der Abend schließlich zum Clubbing mit Chill-out-Charakter wurde, war nicht zuletzt DJane ADA aus Deutschland zu verdanken. Sie ließ die Rhythmen rasen, die Beats brummen und die Leute noch lockerer werden. Draußen vor dem Tor ebenso gut zu genießen, gab sich bei ihren Sounds die internationale Gemeinschaft der Medienkunstschaffenden ihr erstes Stelldichein fürs heurige Festival.

Bleibt nur zu hoffen, dass diese erst- und einmalige Gelegenheit, Arbeits- und Kunstwelt in der Montagehalle zu verbinden, keine letztmalige war.

Ars Electronica 2005 im Internet:

www.aec.at/hybrid


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