Textarchiv OÖNachrichten www.nachrichten.at/archiv
vom 31.08.2005 - Seite 019
Der Lehner ist weg

Manchmal hat es einem den Kopf ja richtiggehend zurückgerissen beim Gang durch die Linzer Klammstraße. Gedankenversunken stapfte man dahin, und urplötzlich zündete irgendetwas an der langen Lunte über die Augenwinkel hinein ins Gehirn. Hypererotisches vom kürzlich verstorbenen "Linzer Rembrandt" Fritz Aigner etwa. Dynamisch-Energetisches von Susanne Purviance. Ein fürwitzig gereckter Bronze-Hintern von Theo Blaickner, undsoweiterundsofort.

Köderfischli der Kunst, ausgelegt in den Auslagen der Galerie Lehner. Viele blieben hängen, zappelten, ließen sich nur allzu gern hineinziehen zum Kunst-Experten Hermann Lehner. In die behaglichen antiken Sessel. Zur Kunstdiskussion, zum Kunstkauf, zum Kunstverkauf oder einfach zum Zuprosten und Tratschen, zum Passepartoutschneiden. Prächtige Rotweine funkelten neben prächtigen Gemälden. Lose Mundwerke schliffen sich an losen Kunstschaffenden.

Zusammenzucken kann man immer noch beim Gang durch die Klammstraße. Weil es da nämlich nichts mehr zum Hängenbleiben gibt: Lehner hat seine Traditionsgalerie pensionsbedingt zugesperrt. Keiner wollte sie übernehmen.

Bei der prägenden Persönlichkeit Hermann Lehners hätte das wohl auch niemand geschafft ¼

Trotzdem schade. Und zwar sehr.

E-Mail: i.judmayer@oon.at


© Alle Rechte vorbehalten. Nutzung ausschließlich für den privaten Eigenbedarf.