GRAZ. Im Kulturhauptstadt-Budget klafft ein Loch von
500.000 Euro. Denn die EU hat die zugesagte Subventions-Million um die
Hälfte gekürzt. Böse Zungen sprechen schon davon, dass das Projekt 2003
auf ein Kulturhalbjahr gekürzt werden muss. Doch davon könne keine Rede
sein, betont "2003"-Sprecherin Astrid Bader. Sie gesteht ein, dass im
Budget gespart werden muss, vor allem in den Bereichen Kommunikation und
Marketing würden Kürzungen vorgenommen: "Ob ein paar Inserate mehr oder
weniger erscheinen, wird auf den Erfolg unserer Veranstaltungen keine
Auswirkung haben."
Im Kulturhauptstadt-Büro ist man optimistisch, den
Veranstaltungs-Plan ohne Restriktionen durchziehen zu können. Derzeit
laufen Gespräche mit Sponsoren. Dabei gibt es kaum Berührungsängste.
Zwischen dem Thema der jeweiligen Veranstaltung und dem Produkt oder der
Dienstleistung des Sponsors muss kein direkter Konnex bestehen. Bader
nennt ein typisches Beispiel: "Woment!", das erste feministische Projekt
in der Geschichte der europäischen Kultur wird von "Tonis
Freilandeier" finanziell unterstützt.
Für potenzielle Geldgeber haben die Kulturmanager
zugkräftige Argumente: Woche für Woche kommen rund zehn ausländische
Journalisten nach Graz, um über die Kulturhauptstadt zu berichten. Im
gleichen Zeitraum erscheinen 80 bis 100 Artikel über die Murmetropole in
europäischen Zeitungen.
Es besteht also durchaus Hoffnung, dass das
Kulturhauptstadt-Budget gedeckt werden kann, vor allem auch deshalb weil
die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern bisher die Erwartungen weit
übertroffen haben. Die Möglichkeit, die Acconci-Insel zu verkaufen, um das
Budgetloch abzudecken, braucht nicht in Erwägung gezogen zu werden.
Interessenten dafür gäbe es genug. So möchte etwa Lille, das nächstes Jahr
gemeinsam mit Genua Kulturhauptstadt Europas sein wird, die Insel in der
Deule verankern, die durch die Stadt fliesst.
Eben diese Murinsel wird Vito Acconci am Sonntag
eröffnen. Schon seit Spätsommer letzten Jahres sorgt sie für Aufsehen in
der Kultur-Hauptstadt. Ab Mitte März wird sie nicht nur dem Augenschmaus
dienen sondern auch kulinarische Köstlichkeiten bieten. Denn das Grazer
Konditorei- und Bäckerei-Unternehmen Sorger eröffnet dort das Cafe Insel.
Es wird täglich von 8 Uhr morgens bis 2 Uhr nachts geöffnet sein.
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