15.04.2002 22:19:00 MEZ
Freiwillige Selbstbeschränkung
Reduktion im Museum auf Abruf

von Markus Mittringer


Wien - Gut 15.000 Objekte hat die städtische Kunstförderung seit 1951 schon angesammelt. Und sie sammelt weiter. Das "Museum auf Abruf" bedient sich dieses Fundus, ordnet die Ankäufe temporär in thematische Gruppen und Reihen. "Schwarz/Weiß" schließt gerade eben die Reihe "Selbstbeschränkung" ab.

Das klingt zunächst unösterreichisch. Das es das ganz im Gegenteil gar nicht ist, zeigt einen der positiven Aspekte der sehr breit angelegten Sammeltätigkeit der Stadt Wien. Es wurde - und wird - stets auch gegen den jeweiligen Trend gekauft. Hält man eine derartige Politik wider alle Anfeindungen, Weisungen, Wünsche und Bitten lange genug durch - was der Fall ist -, kommt man in den Besitz eines korrekturtauglichen Potenzials. Und kann dann mit stets mehr und weniger bekannten heimischen Namen eine "!Strenge Kammer?" der geometrischen Abstraktion lokalisieren oder durchgehende Traditionslinien, die Monochromie betreffend, ("Vom Selbstzweck der Farbe") oder eben die freiwillige Beschränkung auf "Schwarz/Weißin deren ganzer Vielfalt belegen:

Georg Bernsteiners schwer- mütige, grau verschattete Vegetationen hängen da neben Jakob Gasteiges Ölmalereien mit der Zahnspachtel. Otto Zitkos expressive Ausbrüche hinter rußgeschwärztem Glas begegnen Rudolf Hellers ganz anders rußgeschwärzten Leinwänden. Klaus Dieter Zimmer und Tone Fink spüren den höchsten aller Kontraste im Textilen auf. Tobias Raphael Pils ortet feines Lineament in nebeligen Tiefen.

Rudi Stanzel streift gebrochen quer, Walter Berger rotiert auf ein schwarzes Loch zu. Franz Grabmayer erspachtelt sich einen schwarzen "Wurzelstock" auf weißem Grund. Lore Heuermann liefert die in gestische Freiheit bestellten Tuschefelder, zu denen hin es vielleicht Gerhard Jaschkes Kaseinkrieger zieht.
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.04. 2002)




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