Erwin Wurms Elternhaus steht am Canal Grande
Am Mittwoch wurde im Rahmen der 54. Kunstbiennale in Venedig das zusammengestauchte Elternhaus von Erwin Wurm enthüllt. Der Künstler hatte das Mini-Gebäude nach Vorbild seines Elternhauses in Graz bereits im Essl Museum gezeigt.
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Foto © APA
Es ist einer der Lieblingsfotoplätze der Venedig-Touristen: Die Ponte Accademia, die sich über die letzte Biegung des Canal Grande wölbt. Mächtige Palazzi, der Canal, wie er sich zum Meer hin öffnet - und das zusammengestauchte Elternhaus von Erwin Wurm. Das wurde hier freilich erst gestern, Mittwoch, enthüllt - im Rahmenprogramm der 54. Kunstbiennale, als Teil der edlen "Glasstress"-Ausstellung, zu deren Kuratoren Peter Noever zählt. Begehrtes Touristen-Foto-Motiv ist die frappante Skulptur des österreichischen Künstlers schon jetzt ganz eindeutig.
Wie sich das sieben Meter hohe, sechzehn Meter lange und kaum eineinhalb Meter schmale, typische österreichische Einfamilienhaus neben den pompösen Palazzo Franchetti schmiegt, ist definitiv ein bemerkenswerter Anblick. Wurm hatte das Mini-Gebäude nach Vorbild seines Elternhauses in Graz bereits im Essl Museum gezeigt. Vom Blumenkasten zum Couchtisch: Alles ist grotesk gestaucht und behält doch seine erbarmungslose Durchschnittlichkeit. Das Projekt am Canal Grande gehört zu der von Noever kuratierten Reihe, die im Rahmen von "Glasstress" Installationen, darunter auch von Zaha Hadid, Michael Kienzer oder Koen Vanmechelen, an spezifischen Orten in Venedig platziert hat.
Zweite Ausgabe der "Glasstress"-Ausstellung
Es ist erst die zweite Ausgabe der prestigeträchtigen "Glasstress"-Ausstellung, die parallel zur Biennale im Berengo Centre for Contemporary Art and Glass auf der Insel Murano sowie im Palazzo Franchetti gezeigt wird. Thema ist Glas, ein traditionsreiches Handwerk der Venezianer, dem sich die ausgewählten Künstler mit ebenso filigranen, wie raumgreifenden Arbeiten widmen.
Die hehren Säle des Palazzo ziert etwa eine "Ten thousand years old turtle" als gewaltige, schimmernde Schildkröten-Glasfläche von Zhang Huan, ein "Glassman" aus gläsernen und mit roter Flüssigkeit gefüllten Körperteilen von Jaume Plensa oder die Installation "They were here" von Marya Kazoun: Zwei ganzkörperbekleidete Darsteller sitzen in einem riesigen Scherbenhaufen und zerteilen ihn immer weiter.
Auch kleinere Arbeiten, wie Javier Perez' gläserne Dornenkrone oder Monica Bonvicinis gläserner Dildo stechen ins Auge, wunderhübsch sind Ernst Billgrens "Mermaid Views", die im goldgerahmten Guckkasten eine bunte, gläserne Unterwasserwelt zaubern. Auch Erwin Wurm ist in der Ausstellung noch einmal mit der verbogenen Bootsskulptur "Misconceivable" vertreten.
Am unteren Canal Grande ist die wahrscheinlich edelste Rahmenveranstaltung der Biennale in guter Gesellschaft: Gleich gegenüber erfreut sich Peggy Guggenheims Museum zu Biennale-Zeiten bester Besucherzahlen und ein Stück weiter oben eröffnete ebenfalls gestern Abend Francois Pinault im Palazzo Grassi wieder seine Kunstausstellung: mit einem spektakulär aufbereiteten Parcours, der sich über mehrere Stockwerke durch die hochkarätige Kollektion schlängelt.
Fotoserie
INFO
"Glasstress" , 4. Juni bis 27. November, täglich 10 bis 18 Uhr,
Palazzo Cavalli Franchetti, Campo Santo Stefano 2945 / Berengo Centre for Contemporary Art and Glass, Campiello della Pecheria, Murano, Venedig.
http://www.glasstress.org
4 Kommentare
Kommentar erstellenKunst, wo bist Du???
"Das zusammengestauchte Elternhaus von Erwin Wurm"...Muss man das gesehen haben??? Dann bin ich wohl ein Banause ;-(
ich glaub auch, dass sie ein banause sind.
@grazmanu
Zum ersten Teil Ihrer Frage: Nein, mann MUSS gar nichts gesehen haben - aber es schadet nichts, v.a. in der Kunst
Zum zweiten Teil: Ja, ich glaube ebenfalls, dass Sie ein Banause sind
Banause "grazmanu"
Worüber man nicht sprechen kann, darüber sollte man schweigen, werter "grazmanu"!
Ja, ich halte Sie für einen Banausen. Und womöglich ist Erwin Wurm auch einer; jedoch einer mit Welterfolg . . .