In ihrer Materialität an Höhlenzeichnungen, im Zusammenhang mit dem architektonischen Malgrund an Sakrales erinnernd, wiederholt die Deckenzeichnung eine In-situ-Arbeit von 2005: "The World / Welcome to Paradise" entstand in acht Tagen, in denen sich der 1975 in Leud geborene Künstler, der heuer zur engeren Auswahl Rumäniens für die Biennale Venedig zählte, in Popescus Galerieräumen einsperrte. Auf der Leiter stehend, über Kopf mit dem eigenwilligen Zeichenmaterial Kerzenruß - in Kirchen der natürliche Feind jeglicher Malerei - arbeitend, hat er weiche, unscharfe Linien geschaffen: Das Fleischliche des Dargestellten wirkt dadurch, ähnlich wie bei den oft von ihm eingesetzten leuchtend rosaroten Farbnebeln, in eine distanzierte Melancholie gehüllt. - Wagners Walkürenritt und üppige Blumenarrangements rahmten die Ausstellung in Bukarest, in Wien verlässt man sich allein auf den betörenden Duft von Pfingstrosen, die zwangsläufig in eine dreidimensionale, weniger wohlriechende "Nature morte" zerfallen werden.
"Alle Albträume meiner Kindheit nahmen dort Gestalt an", erzählt Popescu über die erste Begegnung mit Gorzos Arbeiten. Nachvollziehbar wird diese Erfahrung an den Zeichnungen des Kabinetts: Zügellose, rohe, fast auf den Penis reduzierte Figuren, deren irritierende Provokation aber stets humorvoll bleibt.
Gili Mocanus Arbeiten könnten formal nicht gegensätzlicher sein: Dem unmittelbar Erlebbaren stellt er technisch-analytisch anmutende Zeichnungen gegenüber. In den Sechser-Kombinationen seiner auf organische, zellenartige Strukturen und an Codes gemahnende Symbole reduzierten Zeichnungen, wird jedoch der Ablauf des Lebens von der Schöpfung bis zum Tod nachvollziehbar, durchtränkt mit einer rätselhaften Archaik. Dort schließt sich wieder der Kreis zu Gorzo. - Kuratorin Liviana Dan fasst es so: Don\t complicate the sleeping baroque. (kafe / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.5.2007)