Salzburger Nachrichten am 22. Februar 2002 - Bereich: kultur
Einsatz für die Architektur

Das Architekturzentrum Wien ist zehn Jahre alt

Nach zehn Jahren kämpferischer Agitation wirkt Dietmar Steiner etwas ruhiger. "Sein" Architekturzentrum Wien wird von der Stadt Wien ausreichend unterstützt und Kommissar für die Architekturbiennale Venedig ist er, als Nachfolger Hans Holleins, kürzlich auch geworden. Das sieht nach guten Perspektiven aus.

Der Anspruch, die Nummer eins im Reigen der Architektur vermittelnden Institutionen zu sein, wird natürlich von anderen Häusern, die auch entsprechende (Schau-)Flä-chen haben und im künstlerischen Kontext arbeiten (MAK und Künstlerhaus), als Herausforderung verstanden, und die Architektenvertretungen, die Zentralvereinigung, Architektenkammer u. ä. wollen zum Thema auch ein Wörtlein mitreden. Tatsächlich arbeitet aber das Architekturzentrum besser mit Architekturvermittlern und den nun in fast allen Bundesländern etablierten Architekturhäusern zusammen: von den "Machern" bis zu den Theoretikern.

Besser als auf dem Gebiet von Ausstellungen war das Architekturzentrum Wien in den zehn Jahren seines Arbeitens in der Trendforschung und Vermittlung präsent, bei Symposien und Kongressen (oft mit angeschlossener Ausstellung) kann ihm die Marktführerschaft nicht abgestritten werden.

Die Vermittlung von Architektur bleibt auch weiter ein zentraler Anspruch. Die Sonntags-Architekturführungen, die es schon länger gibt, sind beliebt; durch Bibliothek und Datenbank (für die man sich zum Geburtstag noch bessere Förderung durch den Bund wünscht), die neuen Räume für Leser und für die Kinderbetreuung und das originelle Cafe` wird das Angebot attraktiv ausgeweitet.

Der Wiener Architekturkongress war stets informativ; 2002 wird Wien auch die Ehre haben, den Weltkongress auszurichten.

Dazu wird sich noch ein spezielles Recherche-Projekt gesellen: Das Architekturzentrum will sich verstärkt den östlichen Nachbarländern zuwenden und die dortigen Architektur-Trends erforschen und darstellen.

Dennoch: Architektur findet nicht in irgendeinem Saal statt, sie ist immer in einen (Lebens-)Zusammenhang eingebettet. Das Architekturzentrum ist kein "Museum", und daher ist ein Vergleich mit Kunstmuseen auch bezüglich finanzieller Ansprüche nicht statthaft.

JANA WISNIEWSKI