Ana Torfs arbeitet mit mehren Erzählebenen: mit Ton, Bewegt- und Standbild (Installation Generali Foundation, vorne: "Anatomy", 2006).
Wien - Wie wird Geschichte erzählt? Wer berichtet und aus welcher zeitlichen Perspektive? Spiegeln die Erzählungen ein kollektives Gedächtnis? Aber vor allem: Kann man Historie auch anders erzählen? Etwa jene der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht 1919.
Die Belgierin Ana Torfs (geb. 1963) reflektiert in ihrer künstlerischen Arbeit die Narration literarischer, historischer und politischer Stoffe. Nach eingehender Analyse verschiedenster Quellen versucht sich Torfs an neuen, alternativen Erzählformen, für die sie Ton, Bild und Text miteinander verschränkt. So entstehen zwar nüchterne, jedoch stark ästhetisierte Dramaturgien, die unterschiedliche Inszenierungsformen, filmische, fotografische und theatrale Techniken variieren.
Im Fall der Revolutionäre Luxemburg und Liebknecht sind die Gerichtsakten Basis ihrer Arbeit Anatomy. "Dann fiel auf einmal ein Schuss, und die Frau Luxemburg wurde in die Schläfe getroffen" , gibt ein Darsteller - jedes Wort präzise und pathosfrei artikulierend - die Zeugenaussage eines berittenen Jägers wieder. Auf zwei Monitoren werden abwechselnd Protokollauszüge vorgetragen; die an die Zeugen gerichteten Fragen sind jedoch lautlos, materialisieren sich als geschriebene Tatsachen auf Schwarzblenden.
Die Sprache der Justiz, das Wort der Mächtigen ist in Torfs Arbeiten oft stumm. So auch in der Installation Du mentir-faux, die die Chancenlosigkeit Jeanne d'Arcs in ihrem Inquisitionsprozess thematisiert. Das Aufsplitten in Sprache, Bild und Schrift ermöglicht es Torfs, auf mehreren, die Hierarchie berücksichtigenden Ebenen dieselbe Geschichte zu erzählen.
Anatomy, der Titel von Torfs' zentraler Rauminstallation, könnte im Grunde auf viele ihrer Arbeiten passen, denn sie selbst beschreibt den Prozess der Textbearbeitung als "Sezieren" . Sie nimmt den Informations- oder Erzählkörper auseinander, fügt ihn anschließend aber nicht mehr zu einer fixen neuen, subjektiven Komposition zusammen, sondern belässt die entzurrten Teile lose und weitestgehend flexibel. Torfs' Künstlerbücher, die einige Projekte weiterführen, zeigen deutlich die scharfe Trennung von eigenem und fremdem Wort.
Den pathologischen Zusammenhang stellt in Anatomy jedoch auch eine weitere Bildebene her: Eine Diaprojektion zeigt Akteure im Anatomischen Theater in Berlin; jedes Fotos fängt andere Perspektiven ein. Die Wahrheit, der Blick auf den geschichtlichen Körper, kennt viele Blickwinkel. So reagiert sie auch auf Godards "Film ist Wahrheit, 24-mal in der Sekunde" mit 24 durchaus verzerrenden Perspektiven auf den auratisch leuchtenden Filmscreen. (Anne Katrin Feßler/DER STANDARD, Printausgabe, 8. 9. 2010)
Die Ausstellung "Album/Tracks B" wird im K21 in Düsseldorf mit "Tracks A" zum Doppelalbum ergänzt. Bis 12. 12.
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