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10. Dezember 2008
14:43 MEZ

Naheliegend: Das die meiste Zeit brachliegende Architekturdenkmal Semper-Depot als Architekturmuseum


Hoffen auf ein Architekturmuseum im Semper-Depot
Das Architekturzentrum Wien blickt anlässlich seines 15. Geburtstags in die nähere und weitere Zukunft

Wien - "Meilensteine einer Adoleszenz" und sehr klare Zukunftsperspektiven präsentierte das Architekturzentrum Wien (Az W) am Mittwoch bei einer Jahrespressekonferenz anlässlich seines 15. Geburtstags. Als "unausweichliche Lösung" titulierte Az W-Direktor Dietmar Steiner den Plan, in den kommenden Jahren ein österreichisches Architekturmuseum im Semper-Depot zu installieren und die Räumlichkeiten im Museumsquartier aufzugeben.

Bereits jetzt miete man als "Notlösung", so Steiner mit Blick auf die Zukunft, zusätzliche Lagerflächen für die zahlreichen Vor- und Nachlässe von Architekten des 20. Jahrhunderts an: "Viele Architekten der 50er und 60er Jahre gehen jetzt in Pension. Und es braucht eine Institution, die sich um dieses kulturelle Erbe kümmert."

Semper-Depot: Machbarkeitsstudie liegt vor

Nach einem Rückblick auf 162 Ausstellungen, 330 Veranstaltungen und 600 Architekturexkursionen seit der Eröffnung im Juni 1993 durchleuchtete Hannes Pflaum, Vorstand des Az W, die finanzielle Lage des Architekturzentrums. Er mache sich "ernsthafte Sorgen, obwohl wir sparsam operieren", die Subventionen aus der öffentlichen Hand hätten zuletzt "nominell 20 Prozent weniger betragen als im Jahr 2001". Trotz des hohen Grades der Eigenmittel von 800.000 Euro pro Jahr reiche das Budget von rund 2,8 Millionen Euro nicht aus, "um die Lücke zu füllen". Von den 1,8 Millionen Förderung kämen lediglich 360.000 Euro vom Bund. Ein besonders schwerer Schlag sei die Schließung des Az West nach nur zehn Monaten Betrieb gewesen. "Wir fühlen uns von der öffentlichen Hand im Stich gelassen", so Pflaum. Und da "in Zeiten der Not der Mittelweg den Tod" bedeute, hofft man auf die Realisierung eines ehrgeizigen Projekts: "Unsere Leistungen entsprechen einem österreichischen Architekturmuseum", so der Vorstand.

So hat man auf eine Idee zurückgegriffen, die Ende der 80er Jahre vom damaligen Wissenschaftsminister Erhard Busek angeregt worden war: Ein Architekturmuseum im Semper-Depot. Bereits der damalige Direktor der Albertina, Konrad Oberhuber, sei bereit gewesen, die Architektursammlung der Moderne an das künftige Museum zu übergeben. Die Akademie der bildenden Künste, die das Semper-Depot derzeit nutze, wünsche sich "in Zukunft einen adäquateren Neubau", weshalb sich die Frage der Nachnutzung für den Eigentümer BIG (Bundesimmobiliengesellschaft) stelle. Eine Machbarkeitsstudie liege bereits vor. Das Az W hoffe im Falle einer Realisierung auf "große inhaltliche Synergieeffekte der wissenschaftlichen Zusammenarbeit und Vermittlung mit den Architekturfakultäten der TU Wien und der Akademie". Die "konzeptionellen und ökonomisch leistbaren Entscheidungsgrundlagen für die Kulturpolitik" nennt das Az W "so umfassend und gründlich vorbereitet" wie niemals zuvor. 6.000 Quadratmeter Nutzfläche würde das Museum umfassen, betreiben könne man den neuen Standort um sechs bis acht Millionen Euro jährlich. Die öffentliche Hand müsse sich nun "deklarieren, wie wichtig ihr die Architektur ist".

Vorerst feiert man abends das bisherige Schaffen des Az W. Anlässlich des Jubiläums ist ergänzend zur Publikation anlässlich der ersten zehn Jahre der Band "Die nächsten 5 Jahre. 2003 bis 2008" erschienen. Die nähere Zukunft ist auch bereits fixiert. Den Beginn macht ab 5. März 2009 in der alten Halle die Ausstellung "Bogdan Bogdanovic. Der verdammte Baumeister", die das Werk des in Belgrad geborenen Denkmalarchitekten des ehemaligen Vielvölkerstaates Jugoslawien nachzeichnet. Im Juni folgt das europäische Wettbewerbsprojekt "Wonderland: 100 Models - 100 Stories", danach sind die Ausstellungen "European Prize For Urban Public Space" und "Balkanology. Neue Architektur und urbane Phänomene in Südosteuropa" geplant. Weiters auf dem Programm steht eine Schau anlässlich des 100. Geburtstags von Eugen Wörle sowie zum bereits dritten Mal der Architekturpreis "Das beste Haus". (APA)

 

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