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Kunstberichte

"Totentanz" im Arbeitszimmer

Restitutionsobjekt wurde versteigert
Illustration
- Die fünfte Fassung von Egger-Lienz’ „Totentanz“.  Foto: ots

Die fünfte Fassung von Egger-Lienz’ „Totentanz“. Foto: ots

Von Julia Urbanek

Aufzählung In Wien lebender Tiroler zahlte 912.000 Euro.

Wien. Übervoll war der Ludwigstorff-Saal im Wiener Dorotheum. Und die Stimmung höchst aufgeregt. Das Auktionshaus konnte am Dienstag auch mit einem besonderen Exponat dienen: Zwischen nahezu 300 Werken der Auktion "Klassische Moderne" kam an Stelle 24 der "Totentanz 1809" von Albin Egger-Lienz – hervorstechend durch seine Geschichte und seinen Preis. Zwischen 600.000 und 800.000 Euro lag der Schätzwert des Restitutionsobjekts, das die Stadtgemeinde Lienz im März an die Erbin Herta Fox zurückgab. Die in den USA lebende 89-Jährige bat um eine Versteigerung im Dorotheum. Zu dieser kam es am Dienstag: Gegen 17.30 kündigte der Auktionator das Bild an, "auf das Sie alle warten". Schon der Rufpreis hob sich mit 400.000 Euro vom Rest ab. Dann ging es rasant weiter. In Windeseile schnellte der Preis auf 700.000 und verweilte dort kurz. Nummer 77 matchte sich in 10.000-Schritten mit einem anderen Bieter und bekam bei 760.000 Euro Hammerpreis den Zuschlag. Ein Rekordpreis für Egger-Lienz. Mit den üblichen Aufschlägen zahlte der Meistbieter 912.000 Euro.

Dahinter steckt ein in Wien lebender Tiroler, der anonym bleiben möchte. Er schenke sich das Bild zum Geburtstag, erzählte er der APA. Es sei ihm außerdem wichtig, dass das Bild in Österreich bleibt. Museumsbesuchern bleibt es nicht erhalten: "Es ist für alle Zeit privat." Hängen wird das Werk im Arbeitszimmer des Neo-Eigentümers.

Wer dem Totentanz nachweint, kann sich aber trotzdem trösten. Immerhin malte Egger-Lienz sechs Versionen des Bildes und im Tiroler Landesmuseum gibt es eine der ältesten.

Donnerstag, 01. Juni 2006


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