KOMMENTAR
Toller Kerl, der Peter
Die letzte
Roy-Lichtenstein-Retrospektive in leicht erreichbarer Nähe fand vor
etwas mehr als zehn Jahren im Haus der Kunst in München statt.
Lichtenstein satt hieß damals das Motto, man bekam quasi alles zu
sehen, was der Künstler, der neben Warhol zu den absoluten Stars der
Pop Art zählt, zu bieten hat. So etwas geht einmal und dann ist lange
Ebbe. Retrospektiv ist
jene Lichtenstein-Ausstellung, die das Kunsthaus Bregenz nun am Sonntag
eröffnet, zwar, den Anspruch einen Überblick über das Schaffen zu
bieten, darf und kann sie nicht erheben. Das wurde auch nicht
beabsichtigt. Der Titel "Classic of the New" ist elegant gewählt. Man
legt sich nicht fest, kombiniert das Früh- mit dem Spätwerk und setzt
etwa mit den Interieurs oder den Frauenbildnissen einzelne
Schwerpunkte. Soweit eine kompakte Sache. as Kunstschaffen
Lichtensteins erschließt die Schau nicht, worauf seine Arbeiten
basieren und wer sich wiederum auf ihn berief, kann lediglich - so
beabsichtigt - im Rahmenprogramm erörtert werden. Was für die Leihgeber
dennoch besonders interessant war, sickerte gestern bei der ersten
Begegnung durch. Es ist das Kunsthaus Bregenz, eine Architektur, die
seit Jahren Furore macht und die nun jedes Bild mit einem kathedralen
Raum umgibt, es wirken lässt. Architekt Zumthor macht‘s möglich, ein
toller Kerl, der Peter. Und wohin immer
Direktor Eckhard Schneider das Haus, in dem es der Gegenwart gelten
sollte, mit dieser populären Kunst führen will, gerade aus dem Frühwerk
Lichtensteins hat er schon ein paar tolle Raritäten ergattert. Der
Amerikaner mag Türöffner für weitere Mega-Events in Bregenz sein, so
lange es dann doch nicht darum geht, dass Christo irgendwann das
Bregenzer Seeufer verpackt, mag man sich das gelegentlich gefallen
lassen. CHRISTA DIETRICH christa.dietrich@vn.vol.at, •72/501-225
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