Dirk Skreber
09/09/2004 - 23/10/2004


Press release


In einem Interview ließ Dirk Skreber (geb. 1961 in Lübeck) einmal die Bemerkung fallen, dass ihn alles begeistert, an dem die Masse teilnimmt, ohne sich großartig den Kopf darüber zu zerbrechen.

Von hier aus könnte man zurückgehen zu den frühen Arbeiten von Skreber, in denen zum Beispiel Einfamilienhäuser, Sportplätze oder Autos häufig anzutreffende Sujets waren, von hier aus erklärt sich aber auch die Wahl seiner Motive in den neuesten Bildern: Sie weisen Referenzen an fotografische Vorlagen auf, die aus Tageszeitungen oder Magazinen stammen könnten. Der Verwertungszusammenhang dieser fotografischen Vorlagen liegt auf der Hand - man kennt diese Bilder durch die Medien - indes der tatsächliche Informationsgehalt ist mehr als unsicher. Luftaufnahmen von Katastrophengebieten. Überschwemmte Straßen. Eine einsam treibende Insel, umschlossen nicht nur von Wassermassen, sondern auch von tiefschwarzen Ringen. Eine Ölkatastrophe? Oder gab die Vorlage zu diesem Bild doch ein Abgeschiedenheit versprechendes Foto aus dem neuesten Reisekatalog des Club Robinson? Ein anderes Gemälde: Auf den ersten Blick vollkommen abstrakt, erst beim genaueren Hinsehen erkennt man im Wasser treibende Schiffe – in Camouflage, ein Farbanstrich, der ja auch dazu entwickelt wurde, um zu tarnen.

Skreber arbeitet mit diesem manipulativen Moment der Bilder, ihre Geschichten sind für ihn Anlass überhaupt erst einmal Interesse am Bild zu wecken - "es geht darum einen Punkt zu finden, von dem aus die Geschichte des Bildes überhaupt erst einmal losgehen kann" (Skreber). Um dann gnadenlos bei der Malerei selbst zu landen. Denn mit diesen neuen Arbeiten geht es Skreber am Ende um nicht anderes als darum, den Status der Malerei wieder neu zu behaupten. Es ist erstaunlich, was für Prozesse der Künstler in seiner Malerei bisher durchlaufen hat. Kaum glaubt man einen Endpunkt in der Entwicklung seiner Malerei gefunden zu haben, setzt Skreber nochmal neu an.

Doch zurück zum Motiv: Skreber greift sich die Motive aus seinem (und unserem) Alltagsleben heraus und bearbeitet diese "Ansichten", die sich massenmedial verbreitet und im kollektiven Gedächtnis festgesetzt haben, die aber dennoch seltsam blass und ortlos sind und deren Wirkmächtigkeit irgendwo in den diversen Informationskanälen unserer visuellen Kultur auf der Strecke geblieben ist. Im Prozess des Malens gibt er diesen Bildern ihre unglaubliche Faszination und auch ihre Dramatik und Stärke zurück.

Skreber geht es jedoch jenseits der Geschichte - die im Bild selbst stecken mag, die aber im Prozess des Sehens immer weiter zurückgedrängt wird - darum, das Bild (die Vorlage) überhaupt erst mal zum Bild werden zu lassen. Denn entscheidend für das Verständnis seiner großformatigen Malerei ist, dass die Motive für Skreber vor allem den Ausgangspunkt für die Herstellung von atmosphärisch unbestimmbaren oder ungewissen, aber unglaublich dichten Zuständen bilden. Skreber friert Situationen ein, er reizt diese aus – das Vorher oder Nachher ist dabei am Ende uninteressant. Die Symbolik, die der Betrachter vielleicht aus seinen Bildern herauslesen möchte, erklärt am Ende nicht den "Sinn" des Bildes, die Geschichte erfährt keine Auflösung. Vielmehr behauptet Skreber in seinen Bildern die reine Existenz der Malerei mit einer schockierenden Vehemenz. (Maren Lübbke-Tidow)

Im Jahr 2000 gewann Dirk Skreber einen der höchst dotierten Preise in Deutschland, den "Preis der Nationalgalerie für junge Kunst, Berlin". Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen, u.a. in der Galerie Friedrich Petzel in New York und bei Blum & Poe in Los Angeles folgten. Es ist dies die zweite Einzelausstellung des in Düsseldorf lebenden Malers, die wir in unseren Galerieräumen zeigen.