05.03.2003 12:56
Albertina bereitet sich auf Eröffnung vor
Vier Attraktionen zugleich kündigt das Museum an - Königin Sonja von
Norwegen wird "Edvard Munch" eröffnen
Wien - Vier Attraktionen kündigt die zu laut
Eigenwerbung "Österreichs modernstem Museum" gewordene Graphische Sammlung
Albertina anlässlich ihrer Wiedereröffnung am 14. März an: Nach aufwändigen
Restaurierungsarbeiten werden die 14 Habsburgischen Prunkräume erstmals in ihrer
originalen Ausstattung aus dem Klassizismus zugänglich sein; dazu sollen in drei
Präsentationen die Schwerpunkte des künftigen Ausstellungsprogramms deutlich
gemacht werden:
"Edvard Munch. Thema und Variation" steht stellvertretend
für die Absicht des Museums, hauseigene Bestände gemeinsam mit fremden
Spitzenwerken zu zeigen, "Auge und Apparat. Eine Geschichte der Fotografie"
präsentiert erstmals die 1999 gegründete Fotosammlung des Hauses, und "Robert
Longo - The Freud-Drawings" soll belegen, dass die Albertina auch für
zeitgenössische Künstler da ist.
Festliches
Am 14. März
findet um 17 Uhr im Festsaal des Hofburg Kongresszentrums in Anwesenheit von
Königin Sonja von Norwegen (die die bisher größte außerhalb ihres Landes
gezeigte Ausstellung des norwegischen Künstlers Edvard Munch eröffnen wird), des
Bundespräsidenten und zahlreicher Regierungsmitglieder der feierliche Festakt
zur Wiedereröffnung der Albertina statt. Im Anschluss daran werden die Gäste zu
einem Empfang und zur Ausstellungsbesichtigung gebeten. Und ab 15. März, 10 Uhr,
darf die Albertina, die seit 1994 für den regulären Ausstellungsbetrieb
geschlossen war, auch vom breiten Publikum wieder in Besitz genommen
werden.
Expressionismus
"Edvard Munch. Thema und Variation"
(bis 22.6.) zeigt über 60 Gemälde und 140 Grafiken aus allen Schaffensperioden
des berühmten norwegischen Wegbereiters des Expressionismus (1863-1944) - die
bisher größte außerhalb Norwegens gezeigte Ausstellung des Künstlers. Ikonen der
modernen Kunstgeschichte wie "Der Schrei", "Madonna" oder "Pubertät" werden in
Wien zu sehen sein. Über 30 private und öffentliche Sammlungen haben
beigesteuert, um den vielfältigen Umgang Munchs mit ausgewählten Sujets zu
belegen, die er sein ganzes Leben über neu aufgreift und variiert. "Mit diesem
dicht ineinander verwobenen Schaffen formuliert Edvard Munch einen der
Wendepunkte zur Moderne. Er bleibt dabei im Rahmen gegenständlicher Motive.
Seine Bildwelten sind erfüllt von existenziellen Gefühlen und empfindsamen
Atmosphären, die nur mit Hilfe aller Wahrnehmungsebenen zu einer Synthese
verschmelzen können", heißt es dazu aus der Albertina, "die einzelnen Versionen
können gleichermaßen als Versuchsergebnisse wie als eigenständige Lösungen
gesehen werden, ungeachtet der verwendeten Techniken und als Ausdruck einer
kontinuierlichen Annäherung an das - inhaltlich und kompositorisch -
Wesentliche, an den Kern des
Bildes."
Fotografiegeschichte
"Auge und Apparat. Eine
Geschichte der Fotografie" (bis 8.6.) zeichnet in acht Kapiteln die Geschichte
der Fotografie des 19. und 20. Jahrhunderts nach. "Unsere Schau spannt einen
Bogen von der inszenierten Fotografie bis zum Schnappschuss", erläutert Monika
Faber, die Leiterin der Fotosammlung, ihr Konzept. Dabei werden Arbeiten aus der
Pionierzeit der Fotografie wie die älteste Aufnahme Wiens aus dem Jahr 1840
ebenso zu sehen sein wie die erotischen Kompositionen von Rudolf Koppitz oder
die reportagemäßigen Arbeiten von Walker Evans oder Stephen
Shore.
Rezente Erinnerungen
Die dritte
Eröffnungsausstellung gilt Robert Longos "The Freud-Drawings" (bis 8.6.), eine
Serie von großformatigen Graphit- und Kohlezeichnungen, die der 1953 geborene
New Yorker Künstler in den vergangenen drei Jahren geschaffen hat. Dabei dienten
ihm die düsteren Aufnahmen, die Edmund Engelman "an einem regnerischen Vormittag
im Mai 1938" in der Wohnung Sigmund Freuds in der Berggasse 19 gemacht hat, als
Ausgangspunkt. "Was ich mit den 'Freud Drawings' gemacht habe, ist der Versuch
einer Psychoanalyse von Freuds Wohnung", sagt der Künstler, "ich verwendete das
Konzept der selektiven Erinnerung, hob Teile der Einrichtung hervor, stellte
Dinge in der Wohnung um, gab Gegenstände vergrößert wieder." Mit extremer
Detailvergrößerung oder starken Schwarzweißkontrasten entstehen so Bilder voller
Symbolik. Wenige Tage nach Engelmans Aufnahmen gelang Sigmund Freud gemeinsam
mit seiner Tochter Anna die Flucht ins Londoner Exil. (APA)