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Datendieb in der Kunsthalle: Vorwürfe gegen Zinggl

17.05.2011 | 14:06 |  (DiePresse.com)

Die Kunsthalle wirft dem Kultursprecher der Grünen vor, interne Daten der Kunsthalle auf seinen Computer kopiert zu haben. Für Zinggl ist das "völlig aus der Luft gegriffen".

Die Kunsthalle Wien hat bei der Staatsanwaltschaft eine Sachverhaltsdarstellung wegen Datendiebstahls eingereicht: Jemand soll sich über einen Computer im Kunsthallen-Büro eingeloggt und persönliche und interne Daten entwendet haben. Darauf aufmerksam geworden sei man durch eine interne Terminabsage - diese sei vom Mail-Account des Kultursprechers der Grünen, Wolfgang Zinggl, versendet wurde. Die Staatsanwaltschaft soll nun klären, "ob ein Zusammenhang zwischen der Datenentwendung (...) und der Verwendung der Postfachdaten durch Nationalratsabgeordneten Wolfgang Zinggl besteht" heißt es in der Sachverhaltsdarstellung, die der APA teilweise vorliegt.

Kunsthalle will Zinggls Computer durchsuchen lassen

Anhand des Systemlogs des betroffenen Kunsthallen-Computers könne nachvollzogen werden, dass das Gerät "zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt" für einige Minuten eingeschaltet wurde, heißt es in der Anzeige. Hinweise auf einen gewaltsamen Einbruch in die Räume gibt es nicht, auch der Zugriff auf den Computer erfolgte mit den regulären Sicherheitscodes.

Auf die Unregelmäßigkeit aufmerksam geworden sei man nur durch einen Zufall: Der in der Kritik stehende Kunsthallen-Direktor Gerald Matt sei eine automatische Outlook-Absage für einen internen Termin ins Postfach geflattert - laut Kunsthalle von der Mailadresse des Grünen Kultursprechers Zinggl. Diesem wird nun vorgeworfen, die gestohlenen Postfachdaten auf seinen persönlichen Laptop kopiert und später unabsichtlich die interne Terminabsage gesendet zu haben. Gegenüber der Staatsanwaltschaft regt die Kunsthalle nun an, Untersuchungen in Zinggls Wohnung und an dessen Computer vorzunehmen.

Zinggl: "Um-Sich-Schlagen des Kunsthallen-Direktors!

"Das ist völlig aus der Luft gegriffen", reagierte Zinggl. "Da handelt es sich offensichtlich um ein wildes Um-Sich-Schlagen eines Kunsthallen-Direktors, der sich nicht anders zu helfen weiß, aus seinem Schlamassel rauszukommen, als 'Haltet den Dieb!' zu rufen." Dass er für seine kulturpolitische Tätigkeit von verschiedenen Quellen Informationen bekomme, sei klar. "Es sind mehrere Leute innerhalb und außerhalb der Kunsthalle unzufrieden und wollen endlich einen Führungswechsel."

Wenn man ihm allerdings vorwerfen wolle, sich an Gerald Matts Computer zu schaffen gemacht zu haben, "dann soll man das deutlich sagen, dann werde ich meinen Anwalt einschalten". Was die Termin-Absage betrifft, wisse er "überhaupt nicht, was das sein soll".

Zinggl ist Matts schärfster Kritiker

Zinggl war in jüngster Vergangenheit federführend an den Vorwürfen gegen Gerald Matt rund um dessen Projekte im Rahmen einer Kooperation mit dem Parlament sowie zu anderen Ausstellungsprojekten beteiligt. Der Wiener Gemeinderat beauftragte das Kontrollamt infolge der Diskussionen mit einer Prüfung der Kunsthalle.

 


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