14. Januar 2010 - 00:04 Uhr · Von Ulrike Breit · Kultur

Kunstverein Maerz: Das Bild des Nordens jenseits der Kälte

Das Bild des Nordens jenseits der Kälte

Norden, das klingt kalt, karg, aber auch romantisch und geheimnisvoll. Im Linzer Kunstverein Maerz gehen vier finnische, drei deutsche und ein österreichischer Künstler dem Mythos „Norden“ nach.

Zu sehen sind reizvolle Arbeiten, die oft das Wechselspiel Mensch–Natur, Mensch–Tier zum Gegenstand haben. Ein entromantisiertes, ungekünsteltes Bild des Nordens überwiegt, die Natur ist stets präsent, oft in der Hauptrolle. Stephan Huber entzaubert in seinen Fotoarbeiten „Shining“ die Idylle vom Haus in einer Schneelandschaft: Klebebänder halten den weißen Horizont. Die Aufnahme von hinten entblößt die Berge als halblackierte Holzteile. Echte, eisige Landschaft fotografiert Matthias Kessler in „Ilulissat, Grönland“. Fasziniert von der Natur ist auch Jussi Kivi, er stellt Landkarten und Baupläne her, macht großformatige Fotodrucke, die in ihrer dunklen Schönheit an flämische Genremalerei erinnern. Den schnellen Wandel von unberührt zu verbraucht macht der gebürtige Kremser Michael Höpfner in seiner Dia-Reihe „Outposts of progress“ deutlich. Er wanderte am tibetischen Chang Tang Plateau und wurde Zeuge einer neuen Kolonialisierung, wie er selbst sagt.

Kaisu Koivisto arbeitet sehr gegenständlich, ersetzt den Flügel einer Swiss-Air-Maschine durch ein Elchgeweih, formt Schiffe und Häuser aus Holzschuhsohlen und Draht. In der Serie „Leatherman“ verbindet sie menschliche und tierische Elemente: Blaue Puppenaugen starren einen aus weißem Bärenfell an, ebenso aus einer schwarzen Lederfigur. Dieselbe Verbindung zeigt Tea Mäkipää in ihrem entzückenden Film „Link“. Link ist halb Mensch, halb Schimpanse, lebt mit seiner Mutter auf einer einsamen Insel, bis er sich in eine Besucherin aus der Stadt verliebt: ein modernes Märchen mit bezaubernden Naturbildern.

Zwischen Realität und Illusion bewegen sich Tellervo Kalleinen und Oliver Kochta. Sie haben Träume, in denen die finnische Präsidentin vorkommt, dramatisiert. Sehr sehenswert.

Info: bis 5. Februar, Di-Fr. 15-18, Sa. 13-16 Uhr, Eisenbahngasse 20, Linz.

Quelle: OÖNachrichten Zeitung
Artikel: http://www.nachrichten.at/nachrichten/kultur/art16,320445
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