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vom 26.08.2005 - Seite 007
GRÜNDUNG: Neues Ludwig Boltzmann Institut in Linz

Entwicklungen der Medienkunst bewahren und weiter verfolgen

Die Rolle der Stadt Linz als Zentrum globaler Medienkultur erhält durch die Eröffnung des Ludwig Boltzmann Institute for Digital Culture and Media Science im Zuge der Ars Electronica 2005 eine enorme Bestätigung.

Mit rund 30.000 Arbeiten dokumentiert das Ars Electronica Archiv medienkünstlerische Entwicklungen seit der Gründung des Festivals im Jahr 1979 und dem 1987 ins Leben gerufenen Prix Ars Electronica - in Form von Projektbeschreibungen zu Prix-Einreichungen und Festival-Beiträgen, Bildmaterial und KünstlerInnen-Biografien ebenso wie Informationen über Juroren und deren Statements.

Durch die in den vergangenen Jahren begonnene Digitalisierung sämtlicher Katalog- und Prix-Publikationen wurde dieses Material inzwischen auch online verfügbar gemacht.

Weiters enthält die Website Dokumentationen über Projektentwicklungen des Ars Electronica Futurelab für die Ausstellung im Ars Electronica Center und Porträts der daran beteiligten Künstler. Und das Archiv wächst rapide, denkt man alleine an die mehr als 3000 Einreichungen zum diesjährigen Prix Ars Electronica.

Querschnitt und Geschichte

Insgesamt soll es nicht nur einen repräsentativen Querschnitt des weiten Feldes der Medien und digitalen Kunst bieten, sondern auch einen historischen Abriss ihrer Trägermedien und -formate, aus denen die Arbeiten vielfach ihre Erscheinungsform beziehen.

Mit Beiträgen zu den Bereichen Computergrafik, Animation, Computer- und digitale Musik, Interaktive Kunst, webbasierte und Netz-Kunst, Software, Mixed Realitys, Virtual Reality Anwendungen, Medien-Performance, Bio-Cybernetic und Genetic Art, Robotik und Videokunst werden einerseits ästhetische Strategien, andererseits die ihnen zu Grunde liegenden technischen Bedingungen dokumentiert.

Dadurch, speziell durch die kurze "Halbwertszeit" der Datenträger, dokumentiert sich zugleich die Aktualität und Dringlichkeit eines mit dem Boltzmann-Institut initiierten Unterfangens - vor allem im Hinblick auf die nötige Funktionsweise der Dokumente in der Zeit selbst. Bereits der Video-Bereich umfasst eine Vielzahl an Formaten - von U-matic (Low, High, SP) über digital video bis hin zu DVD und Mini-DV -, deren Verfügbarkeit zunehmend verschwindet. Gleiches gilt für Programmiersprachen, in denen Kunst-Projekte entwickelt werden, und die diversen Speichermedien, von der Diskette über CD bis hin zu Websites und deren Adressen.

Akute Gefahr des Verlustes

Für Material aus den frühen Jahren des Festivals und des Prix besteht heute die akute Gefahr seines unwiederbringlichen Verlustes, sollte es nicht gelingen, es in nächster Zeit auf andere Speichermedien zu übertragen.

Eine von Ars Electronica durch das Archiv forcierte Zugänglichkeit im Dienst der Forschung, der Künstler und einer interessierten Öffentlichkeit erweist sich so immer weniger als methodisch-strategisches, dafür mehr als technologisches Problem.

Das Projekt stützt sich vor allem auf die Kooperation der primären Träger-Institutionen in Linz: der Ars Electronica, der Kunstuni Linz und des Lentos- Kunstmuseums Linz.

Das Boltzmann-Institut will digitale Medienkunst bewahren. (AEC)


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