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Galerie Ariadne. Sind Sie in London je U-Bahn
gefahren, haben Sie angesichts der omnipräsenten "Mind the gap"-Schilder
möglicherweise zu philosophieren begonnen, hoffentlich ohne in den Spalt
zwischen Bahnsteig und Wagon zu stolpern. Sie haben vielleicht nachgedacht
über gesellschaftliche Klüfte, kulturelle Differenzen, Zeitsprünge - oder
einfach darüber, was der Satz noch implizieren mag. Michaela Göltl
und Christa Zauner ließen sich durch die Wendung zu einer
gemeinschaftlichen Arbeit inspirieren. Grundprinzip ihrer Photoserie ist
die Collage von Stills aus "Raumschiff Enterprise" und Nachtaufnahmen
veralteter Bahnstrecken, -waggons, -steige. Future meets Past, TV trifft
auf analoge Photographie, Nostalgie wird durch Irritation erstickt.
Irritation - der "ungewisse" Spalt in der Wahrnehmung - liegt auch Christa
Zauners Porträtserie zugrunde: sie zeigt die Köpfe auffallend angestrengt
dreinblickender Zeitgenossen. Woher die Anstrengung? Weshalb so
angeschwollene Schläfen? Und warum zu Berge stehende Haare? Zauner
verweigert konsequent die Beantwortung dieser Fragen, überläßt die
Betrachter der Ratlosigkeit, teilt einzig via Titel mit: "bionicle
upsidedown" - womit insbesondere die Erklärungen kopfstehen. Ambitioniert
verhandelt die Frage des "gaps" schließlich Michaela Göltl in
"transformation". Dank Photoshop geht hier menschliche Haut in künstliche
Oberflächen über - auch das irritierend, aber doch recht
effekthascherisch, didaktisch, moralinsauer (I., Bäckerstraße 6; bis
14. September).
Thomas K. Lang Gallery. Dem lobenswerten Engagement eines
Pädagogen verdankt sich diese kleine Kunstlounge an der Webster
University, in der fünfmal jährlich jüngere Künstler Projekte realisieren
und damit nicht zuletzt den Studierenden Kunst nahe bringen. Im
Mittelpunkt von Barbara Holubs zwischen Comics-Stil und Bildtapete
changierender Wandzeichnung steht der kommunikative Aspekt: als Vorlagen
verwendete sie von den Studenten gelieferte Photos von
Freizeitsituationen. Da gibt es etwa das Motiv der Joggerin, den
Spielplatz, Frauen auf einer Bank - Motive, die es nahe der am Ufer des
Entlastungsgerinnes gelegenen Universität zuhauf gibt. Zwar bleibt unklar,
was diese Sujets mit der intendierten "Störung der gesellschaftlichen
Normalität" zu tun haben. Ihre integrative Aufgabe im Sinne von
"Beteiligungskunst" erfüllen sie aber allemal (XXII., Berchtoldgasse 1;
bis 30. August).
© Die Presse | Wien
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