diepresse.com
zurück | drucken
14.08.2002 - Ausstellung
AUSGESTELLT IN WIEN von JOHANNA HOFLEITNER


Galerie Ariadne. Sind Sie in London je U-Bahn gefahren, haben Sie angesichts der omnipräsenten "Mind the gap"-Schilder möglicherweise zu philosophieren begonnen, hoffentlich ohne in den Spalt zwischen Bahnsteig und Wagon zu stolpern. Sie haben vielleicht nachgedacht über gesellschaftliche Klüfte, kulturelle Differenzen, Zeitsprünge - oder einfach darüber, was der Satz noch implizieren mag. Michaela Göltl und Christa Zauner ließen sich durch die Wendung zu einer gemeinschaftlichen Arbeit inspirieren. Grundprinzip ihrer Photoserie ist die Collage von Stills aus "Raumschiff Enterprise" und Nachtaufnahmen veralteter Bahnstrecken, -waggons, -steige. Future meets Past, TV trifft auf analoge Photographie, Nostalgie wird durch Irritation erstickt. Irritation - der "ungewisse" Spalt in der Wahrnehmung - liegt auch Christa Zauners Porträtserie zugrunde: sie zeigt die Köpfe auffallend angestrengt dreinblickender Zeitgenossen. Woher die Anstrengung? Weshalb so angeschwollene Schläfen? Und warum zu Berge stehende Haare? Zauner verweigert konsequent die Beantwortung dieser Fragen, überläßt die Betrachter der Ratlosigkeit, teilt einzig via Titel mit: "bionicle upsidedown" - womit insbesondere die Erklärungen kopfstehen. Ambitioniert verhandelt die Frage des "gaps" schließlich Michaela Göltl in "transformation". Dank Photoshop geht hier menschliche Haut in künstliche Oberflächen über - auch das irritierend, aber doch recht effekthascherisch, didaktisch, moralinsauer (I., Bäckerstraße 6; bis 14. September).

Thomas K. Lang Gallery. Dem lobenswerten Engagement eines Pädagogen verdankt sich diese kleine Kunstlounge an der Webster University, in der fünfmal jährlich jüngere Künstler Projekte realisieren und damit nicht zuletzt den Studierenden Kunst nahe bringen. Im Mittelpunkt von Barbara Holubs zwischen Comics-Stil und Bildtapete changierender Wandzeichnung steht der kommunikative Aspekt: als Vorlagen verwendete sie von den Studenten gelieferte Photos von Freizeitsituationen. Da gibt es etwa das Motiv der Joggerin, den Spielplatz, Frauen auf einer Bank - Motive, die es nahe der am Ufer des Entlastungsgerinnes gelegenen Universität zuhauf gibt. Zwar bleibt unklar, was diese Sujets mit der intendierten "Störung der gesellschaftlichen Normalität" zu tun haben. Ihre integrative Aufgabe im Sinne von "Beteiligungskunst" erfüllen sie aber allemal (XXII., Berchtoldgasse 1; bis 30. August).



© Die Presse | Wien