VN Fr, 18.1.2002

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Von der Hölle in den Himmel

Douglas Gordon im Kunsthaus Bregenz

Bregenz (VN-ag) Was lange währt, wird endlich gut - die Binsenweisheit greift im Falle des schottischen Künstlers Douglas Gordon und seiner Ausstellung im Kunsthaus Bregenz nur bedingt. Nach der Terminverschiebung der Schau verhinderte ein Bandscheibenvorfall die Teilnahme Gordons an der gestrigen Vorbesichtigung.

Nichtsdestotrotz, die Ausstellung steht, eröffnet wird heute Abend um 19 Uhr. Das sei halt der Preis, wenn man sich mit dem Teufel einlässt, ließ Gordon ausrichten. Womit man schon in medias res wäre.

Im Bund mit dem Teufel

Denn für seine erste Einzelausstellung in Österreich hat sich der 1966 in Glasgow geborene Künstler, der durch Filmprojekte und die Verwendung von "ound footage" international bekannt wurde, die Romanvorlage seines Landsmannes James Hogg (1770-1835) als "Drehbuch" ausgesucht. Hogg erzählt in "Die privaten Memoiren und Bekenntnisse eines gerechtfertigten Sünders" erstaunlich modern und aus wechselnden Perspektiven die Geschichte eines jungen Mannes, der vor dem Hintergrund seiner calvinistischen Erziehung, beeinflusst durch einen geheimnisvollen Fremden (den Teufel?), mehrere Morde begeht.

Zwischen Gut und Böse, subjektiv und objektiv, Realität und Fiktion changierend, von gespaltener Persönlichkeit handelnd, liegt der Roman damit genau im Fadenkreuz von Gordons künstlerischen Interessen.

Die neue Werkfolge im KUB, für die es noch keinen Titel gibt, orientiert sich in der Dramaturgie an der vertikalen Abfolge der drei Ausstellungsräume. Es sind stark präsente, fast greifbare Bilder, die dem Besucher auf seiner Reise durchs KUB, von der Hölle in den Himmel, vom Dunkel ins Licht, begegnen. Doch breitet sie der Künstler nicht zum Selbstzweck oder gar zur Illustrationszwecken aus.

Schlüpft er im ersten Stock, wo eine Offset-Druckmaschine während der Ausstellungsdauer sein handschriftliches Manuskript drucken wird, selbst in die Rolles des Protagonisten aus Hoggs Roman, so übergibt er diesen Part einen Stock höher dem Vorarlberger Schriftsteller Michael Köhlmeier.

Spielen was man will

Seine Erzählstimme lässt den Besucher noch tiefer in den sternformigen Schwarzlicht-Raum eintauchen, wo jedes Gegenüber unweigerlich dämonische Züge annimmt. Aber auch die vermeintliche Erlösung im Licht des obersten Geschosses dauert nur kurz: Nur für einen Augenblick verschmelzen die beidseitig auf die riesige Leinwand projizierten Figuren ineinander, werden die Bilder eins.

Wenn Gordon das, was er sonst in seinen Filmen macht, direkt auf den Besucher umlegt, dann lässt sich dem schwierig zu vermittelnden Stoff eigentlich nur, wie es der Künstler in seiner Dramaturgie vorschlägt, lesend und hörend in Text, Ton und Bild beikommen. Oder anders: "Ich stelle das Brett auf und liefere die Steine, und dann können die Leute kommen und darauf spielen was sie wollen."

Handschriftliches Gordon-Manuskript geht in Bregenz in Druck.




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