Solidarität mit Christa Steinle und Peter Weibel

31. März 2011 | 17:52 | | Martin Behr HEDWIG KAINBERGER (SN). |
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Auf die Entlassung Peter Weibels als Chefkurator sowie die Abberufung Christa Steinles als Leiterin der Neuen Galerie in Graz folgt eine Welle an Solidarität für die beiden.
Martin Behr
HEDWIG KAINBERGER
WIEN, GRAZ (SN). Die Proteste dagegen erfolgen in Worten, wie vom Kulturtheoretiker Bazon Brock, der Schriftstellerin Elfriede Jelinek und der Galeristin Grita Insam. Und sie bewirken einen Aderlass an Kunst.

So hat der Kunstsammler Ernst Ploil, Anwalt sowie Gesellschafter und Experte des Auktionshauses „Im Kinsky“, seine gut fünfzig Leihgaben von Kunst des 20. Jahrhunderts aus der Neuen Galerie mit sofortiger Wirkung zurückgezogen. Ohne Peter Weibel und ohne Christa Steinle sei für ihn „gegenseitiges Vertrauen nicht mehr da“, sagte Ernst Ploil am Donnerstag den SN. Er beobachte die Grazer Museumsszene seit Jahren, nun hege er den Verdacht, dass „die gewisse geistige Selbstständigkeit der Neuen Galerie im gesamten Joanneum einigermaßen unbeliebt war“. Offenbar sollte mit dem Argument des Sparens diese Selbstständigkeit „unter einem originellen Denker wie Peter Weibel und einer exzellenten Museumsfrau wie Christa Steinle“ beendet werden. Beim Sparen habe man sich „genau jener Leute entledigt, die man in den letzten Jahren drangsaliert hat“.

Auch das Belvedere in Wien hat seine Dauerleihgaben an die Neue Galerie aus Protest abgezogen. 95 Ölbilder und Grafiken, die teilweise seit den frühen 1920-er Jahren in Graz waren, müssen retourniert werden.

Der deutsche Ästhetikprofessor Bazon Brock wirft sich für Peter Weibel in die Bresche. Die international beachtete Tätigkeit der Neuen Galerie werde beschnitten, Graz erleide durch den „Weibel-Rausschmiss“ einen nicht wieder gut zu machenden Schaden. Während Peter Weibels Arbeit weltweit Beachtung finde, habe Peter Pakesch im Grazer Kunsthaus nicht eine nennenswerte Ausstellung kuratiert: „Das Grazer Kunsthaus ist ein blinder Fleck auf der internationalen Museumslandkarte.“ Brock, der mehrfach mit der Neuen Galerie kooperiert hat, bezeichnet Pakesch als „autokratisch agierenden Nichtskönner“, der „lediglich durch Clan- und Günstlingswirtschaft“ in seine Position gehievt worden sei. Es sei skandalös, dass die „Willkür von Pakesch“ von der Politik geduldet werde.

Kunstschaffende wie Hans Kuplwieser, Martin Walde und Michael Schuster haben schriftlich ihren Protest gegen die Entlassung von Weibel geäußert. Ralph Schilcher, Joanneum-Kurator und Obmann des Fördervereins „Skulpturenpark“, protestiert in einem offenen Brief gegen „die Vertreibung von Peter Weibel“.

Der Wiener Galerist Georg Kargl bedauert die Abberufung Weibels: „Man ist sich offenbar nicht bewusst, was Weibel und sein Team seit Anfang der 1990-er Jahre hier geleistet haben.“ Nun laufe Graz Gefahr, wieder in tiefer Provinzialität zu verfallen.

„Schockiert“ zeigte sich die Wiener Galeristin Grita Insam ob der Absetzung von Peter Weibel und Christa Steinle. „Wenn da Menschen, die wunderbar gearbeitet haben, offensichtlich aus Rache entmachtet werden, erinnert dies an autoritäre Systeme“, sagte Grita Insam. Die Vorgänge im Joanneum seien für alle Experten „erschütternd“.

Peter Pakesch, Intendant des Joanneums, hat am Dienstag bekannt gegeben, Neue Galerie, Kunsthaus und Skulpturenpark zusammenzulegen und dafür Christa Steinle abzuberufen. Diese ließ von ihrem Anwalt der Leitung des Joanneums mitteilen, sie beharre auf ihrem Dienstvertrag als Leiterin der Neuen Galerie.

Am Mittwoch wurde Peter Weibel wegen angeblich „wiederholten Vertragsverletzungen“ fristlos entlassen. Er kündigte an, dies vor Gericht anzufechten.

© SN/SW