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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
26.03.2004
20:41 MEZ
Von
Markus Mttringer

Service

"Porträts", von 26. März bis 27. Juni; Öffnungszeiten Di bis So 10 bis 18 und Do bis 21 Uhr

Link

http://www.mumok.at/

 
Foto: MUMOK/LISA RASTL
August Sander Künstlerbildnisse: Der Maler Otto Dix und Frau, 1926 S/W Fotografie

Gattungslehre
Ausstellung zum "Porträt" der Moderne: Parcours durch die Kunst- und Regionalgeschichte - Kunde in Strategie, Hoffnung und Wegen in die Ewigkeit

Das Museum moderner Kunst zeigt "Porträts" aus seiner Sammlung: eine Einladung zum Parcours durch die Kunst- und Regionalgeschichte nebst kleiner Kunde in Strategie, Hoffnung und Wegen in die Ewigkeit.


Wien - Bei den Porträts ist es ja so: Entweder der Künstler verwirklicht sich zuungunsten des Wiedererkennungswertes. Oder aber der Künstler braucht - kommt oft vor! - Geld und setzt dann eben die Potenz der Auftraggeber repräsentativ ins Bild. Wie immer gibt es Varianten dazwischen: Künstler versprechen sich Ruhm davon, Prominente zu porträtieren, Künstler malen Freunde, weil sie sich keine Modelle leisten können, Sammler nötigen Künstlern Wiedererkennbares ab, tauschen damit ihren Einzug in die Ewigkeit gegen den Einzug der geforderten Künstler in die Sammlung.

Oder Künstler malen Abbilder von Politikern: Oswald Oberhuber etwa hat Herta Firnberg in Öl auf Leinwand geschönt. Die aquarellig zarte Doppelansicht der charismatischen Ministerin ging als Schenkung des Künstlers ans Museum moderner Kunst. Der voreilige Schluss, da wäre aus oben erwähnten Gründen strategisch etwas schief gegangen, täuscht. Herta Firnberg war es, die als für die Museen zuständige Ministerin für Wissenschaft und Forschung die Sammlung des Kölner Schokoladefabrikanten-Paares Ludwig 1978 langfristig leihweise an Wien gebunden hat, den Ankauf der Sammlung Hahn beschloss, und ob der daraus resultierenden Raumnöte im 20er-Haus, jenes Mietverhältnis mit der Familie Liechtenstein einging, das gerade jetzt mit der staatlich gelenkten triumphahlen Rückholaktion der Adelssammlung auch dem Vergessen ausgeliefert ist. Schließlich wurde ja ein Museumsquartier und in dem ein Mumok errichtet, um dem so dauerhaften, provisorischen Untermietverhältnis beim Fürsten ein Ende zu bereiten.

An der Raumnot hat das nichts geändert. Aber das ist eine andere Geschichte, ist doch der Neubau klein genug, für Direktor Edelbert Köb rechtens das 20er-Haus zurückzufordern. Jedenfalls aber hat Wolfgang Drechsler am Wiener Museum moderner Kunst seit 1979 nicht nur Ideen, Politiker, Wettbewerbe und Direktoren überstanden, sondern auch die Sammlung geleitet.

Und jetzt daraus gefischt, was personenbezogen von relativem Wiedererkennungswert ist. "Porträts" heiß logisch die Schau, in der es sich anekdotisch durch die jüngere Kunstgeschichte wandeln lässt. Durchaus lustvoll in Gruppen unterteilt, die einmal die Fotografie gegen die Malerei stellen, immer wieder die Frage "Realismus oder nicht?" stellen, Kategorien wie Ironie, Verklärung, Tod, Erinnerung anreißen. Oder nach dem Künstlereitlen im Selbstporträt forschen. Und dem Sammlereitlen: Die Ludwigs kommen natürlich recht oft vor: in Bronze gegossen vom Traditionalisten Werner Stötzer, fotorealistisch scharf gepinselt von Jean-Olivier Hucleux oder in Bernhard Schultzes Fantasien aus der Grottenbahn.

Wienspezifisch ließe sich die Spurensuche jetzt auf den legendären 20er-Haus-Direktor Alfred Schmeller ausdehnen, den Wolfgang Herzig im Salon mit Ehefrau Martha Jungwirth sachlich festgehalten hat, oder auf den ehemaligen Unterrichtsminister Heinrich Dimmel, unter dessen Amtsführung die Gründung des Museums (Eröffnung 1962) beschlossen worden ist.

Herbert Boeckl, Professor am Schillerplatz, hat den Regierenden nur dezent gebrochen bauchgepinselt. Weniger lokal relevant ist das Wiedersehen mit alten Bekannten von Bacon bis Warhol. (DER STANDARD, Printausgabe vom 27./28.3.2004)


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