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Kunst im Würgegriff

Von Edith Schlocker

Das Klima für zeitgenössische und avantgarde Kunst auf überregionalem Niveau ist in Tirol offensichtlich ungesund. Denn nach der Kunsthalle Tirol droht nun auch der Kunstraum Innsbruck zu verhungern. Allerdings nicht wegen Mangels an Publikumsinteresse oder wegen des Unvermögens eines Ausstellungsmachers, sondern schlicht und einfach wegen der Knausrigkeit eines Landeshauptmanns, der sich zwar gern kunstsinnig gibt, nun aber beweist, dass er sich der Kunst und Künstler nur bedient, diese aber nicht wirklich ernst nimmt.

Da ist es zwar tröstlich - aber nicht wirklich hilfreich -, dass die kulturinteressierte Öffentlichkeit durch Unterschriftenlisten in seltener Einstimmigkeit demonstriert, dass der Kunstraum Innsbruck nicht sterben darf. Dabei spießt es sich an einer Summe, die für die Betreiber des Kunstraum zwar existenziell, für das Land Tirol aber relativ lächerlich ist.

Offensichtlich übersehen wird dabei, dass auf diese Weise leichtfertig eine siebenjährige kontinuierliche Arbeit, internationale Reputation nicht zuletzt für Innsbruck bzw. Tirol, Kontakte zu Museen und Künstlern weltweit aufs Spiel gesetzt werden. Übersehen wird dabei aber auch, dass diese Verbindungen und Erfahrungen nahtlos in das geplante Haus der Kunst einfließen könnten, das endlich zu realisieren LH Herwig van Staa gerade in den letzten Monaten immer wieder signalisiert hat.

Die Geschichte des Kunstraum ist charakteristisch für ein altes Dilemma: Für die Hardware ist jede Menge Geld da, für die Software nicht. Baukostenüberschreitungen in gewaltiger Höhe für Prestigebauten werden relativ mühelos geschluckt, an den Kosten für deren Bespielung wird gewürgt, kleine Mitspieler gnadenlos erwürgt.
2003-05-21 19:35:05