Salzburger Nachrichten am 29. Jänner 2003 - Bereich: kultur
Zähe Verfechter der Antimoderne

Diskussion über das Buch "Kunstschauplatz Salzburg" von Anton Gugg im Künstlerhaus

Das von dem Kunsthistoriker und neuen Leiter der Galerie der Stadt Salzburg, Anton Gugg, verfasste Buch "Kunstschauplatz Salzburg" (Pustet Verlag) hatte einigen Wirbel ausgelöst, so dass der Salzburger Kunstverein für Montag dieser Woche eine Podiumsdiskussion dar-über ansetzte. Das Buch besteht aus einem Einleitungsessay über die Entwicklung der regionalen Kunst im vorigen Jahrhundert und aus einem Lexikon, in dem nicht nur jene Künstlerinnen und Künstler verzeichnet sind, die aus Salzburg stammen und hier wirkten, sondern auch jene, deren Werke in einer der Salzburger Galerien ausgestellt worden sind.

Anton Gugg hatte seine Teilnahme an der Diskussion kurzfristig abgesagt, weil er aus dem Einladungstext eine Aufforderung zur Gewalt zu erkennen glaubte. Unter der Leitung der Direktorin des Kunstvereins, Hildegund Amanshauser, äußerten sich auf dem Podium die Leiterin der Internationalen Sommerakademie, Barbara Wally, die Künstlerin Ulrike Lienbacher und der Kunsthistoriker Anselm Wagner.

Amanshauser machte die Vorgabe, dass die Veranstaltung nicht zu einer Abrechnung mit dem Verfasser des Buchs werden sollte und sagte, dass das Unternehmen auch Anerkennung verdiene, dass ein Gespräch über das Thema lohnend sein könnte. Die Tonlage im Folgenden auch durchaus sachlich.

Anselm Wagner wandte ein, dass Gugg in dem Buch eine Position einnehme, die er bereits in einer Publikation in den achtziger Jahren eingenommen hätte. Damals habe Gugg die Aktivitäten der Jungen Wilden besonders akzentuiert. In dem neuen Buch werde er der Salzburger Entwicklung während der neunziger Jahre nicht gerecht.

Barbara Wally bezweifelte, ob die gedruckte Form für ein Künstlerlexikon geeignet sei. Es büße seine Aktualität bereits am Tag des Erscheinens ein. Besser wäre eine Datenbank. Tatsächlich existiert in Salzburg für die KünstlerInnen nicht, was sich die Literatursparte längst erarbeitet hat ("Literaturnetz"). Diese Äußerung blieb nicht ohne Widerspruch.

Gugg vertritt im Buch die These, dass Salzburg, "die schöne Stadt", von der Moderne nicht gestört werden wollte und sich dagegen abgeschottet hätte. Die Aussage wurde in der Diskussion differenziert: Wally sagte, dass es in Salzburg an künstlerischen Aktivitäten im Sinne der Moderne nicht gefehlt hätte (auf den überschätzten Anton Faistauer beziehe sich diese Meinung ausdrücklich nicht), dass aber eine ganz bestimmte lokale Kunstgeschichtsschreibung die Gegebenheiten verfälscht habe. Die Reprä-sentanten der Antimoderne hätten nicht nur in der Nazizeit, sondern bis in die siebziger Jahre in Salzburg das Sagen gehabt.

Zum Aufbruch und zur Öffnung habe wesentlich das Mozarteum mit seiner Abteilung der Kunsterzieher beigetragen. Darauf wies Ulrike Lienbacher hin. Mona Müry-Leitner, die Leiterin des Pustet Verlags, bedauerte die Fehler in dem Buch, sie stehe aber zu dem Werk und würde es wahrscheinlich wieder machen.

W.TH.