Wien
- Und, ja, geschafft: Jede Ausgabe des Jubiläums-Standard am Samstag
war eine Sondernummer, jedes Titelblatt tatsächlich ein Unikat.
Geschafft war auch Christian Ludwig Attersee nach seiner Nachtschicht
für die Kunst. Exakt um 4.28 Uhr in der Früh wurde die letzte von
220.000 Zeitungen gedruckt, in die Druckerei in Tulln war er schon
Freitagnachmittag um 15 Uhr gekommen, unterm Arm einen zehnteiligen
Bilderzyklus. Im schönen (Österreich-)Paradies naschen unsere
biblischen Stammeltern vom Baum der Weisheit, kurz: Adam und Eva lesen
den Standard. Jedes der zehn Motive wurde in einer Auflage von maximal
20.000 Stück gedruckt, jedes einzelne Titelblatt von Attersee selbst
durch teils minimale Farbveränderungen variiert.
"Normalerweise
ist der Ehrgeiz des Druckers, dass alle Ausgaben exakt gleich sind.
Diesmal arbeite ich quasi gegen unser Berufsethos", sagt Alfred
Holzinger. Der Druck-Profi an Attersees Seite ist sichtlich begeistert,
an dem Kunstprojekt mitarbeiten zu können. Sein Titelblatt lässt er
sich von Attersee signieren: "Ich habe schon mit vielen Künstlern
gearbeitet. Für mich signiert hat noch keiner."
Die Zeitung
für Leser wurde, zumindest an diesem Samstag, eine Zeitung für Sammler.
In einigen Grätzeln, so enttäuschte Poster im Online-Standard, war die
Zeitung bereits Samstag früh ausverkauft.
Manche legten es
strategisch an und spannten bundesweit Verwandte und Bekannte ein, um
möglichst viele unterschiedliche Motive zu ergattern. (Andrea Schurian
/ DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.10.2008)