AMSTETTEN. Das Haus mit der Fassade
einer Narrenkappe feierte am Vorabend der Nationalratswahl
Fünfjahresjubiläum. Unter 23 Zeichnern stellt auch die spitze
Feder der OÖN, Erich Schatz, im Kremser Karikaturenmuseum
aus.
Ab einem gewissen Alter macht jeder
Federstrich Freude, wenn er ein Härchen auf dem schütteren
Haupt darstellt. Für die Einladung zum Fünfjahresfest des
ersten undeinzigen österreichischen Karikaturenmuseums in
Krems malte Manfred Deix Kollegen "Ironimus" Gustav Peichl
eine Mähne auf die Glatze und besserte auch Landeshauptmann
Erwin Prölls Halbglatze auf.
500.000 Besucher haben
geschmunzelt, gelacht, vielleicht auch manche Zeiterscheinung
kritisch hinterfragt angesichts der Satire, die in dem von
Gustav Peichl entworfenen Haus mit der Fassade einer
Narrenkappe ausgestellt waren. Landeshauptmann Erwin Pröll
erinnerte sich, dass sich Deix mit dem Gedanken trug, ein
Museum in Graz aufzumachen, "da habe ich sofort
angerufen".
Computer und
Radiergummi
Für Museumschefin Jutta Pichler
will man in Krems die Karikatur als "Teil der bildenden Kunst"
ernst nehmen. Kurator Günter Mayr will die 23 Zeichner, die
zum runden Museumsgeburtstag eine Ausstellung "Politische
Karikatur in Österreich" bestreiten, langfristig an das Haus
binden. Darunter auch Erich Schatz, der unter seinem Kürzel
"Bul" Fixbestandteil der OÖN-Meinungsseite und im Kreise von
22 Kollegen der österreichischen Presse vertreten
ist.
Für die Betrachter hat Mayer auch den Werdegang
einer Karikatur dokumentiert. Bei alten Hasen der Branche wie
Fritz Behrendt sieht man weiße Tupfer von Korrekturlack und
Spuren von Radiergummi auf dem Papier. Bei der neuen
Generation wie Schatz klaffen bei den handgezeichneten
Tuschezeichnungen Leerfelder. Schatten und Sprechblasen werden
erst am Computer ausgefüllt, das fertige Produkt ist ein
Digitalprint, ein "Original" im klassischen Sinn gibt es nicht
mehr.
Ein Karikaturist erfülle in einer Person die
Anforderung eines ganzen Filmteams, sagte Mayr, weil ein
Inhalt bis zur szenischen Aufbereitung in einer Hand sei. Die
Belohnung sei das Lachen - was beidseitig ist, denn
Landeshauptmann Erwin Pröll stellte gerade in der heutigen
Gesellschaft "eine Sehnsucht nach Humor" fest.
vom 02.10.2006 |