Das Paar aus der Leipziger Schule
Essl Museum. Erstmals stellt das Ehepaar Neo Rauch und Rosa Loy gemeinsam aus.
ERNST P. STROBL KLOSTERNEUBURG (SN). Noch bevor die Marke „Neue Leipziger Schule“ zu einem Kunstmarkenzeichen wurde, haben Karlheinz und Agnes Essl begonnen, in der ehemaligen DDR Bilder zu sammeln. Vor Jahren schon gab es eine Ausstellung der bildhaften jungen Kunst im Essl Museum, die sich um einen Säulenheiligen gruppiert. Neo Rauch erzielt auf dem Kunstmarkt die höchsten Preise, die Sammler reißen sich um seine erzählerischen, assoziativen Bilder voller Farbigkeit zwischen sozialistischem und magischem Realismus. Nun hat man erstmals Gelegenheit, Neo Rauch im denkbar engsten Umfeld zu betrachten. Erstmals stellte der Maler gemeinsam mit seiner Frau Rosa Loy, mit der er seit 1985 verheiratet ist, eine Schau zusammen. „Hinter den Gärten“ nennt sich die rund 80 Werke umfassende Ausstellung.
Sie betrachteten sich durchaus als „altes Ehepaar“, sagt Neo Rauch. Zu Hause im gemeinsamen Leipziger Atelier, einer ehemaligen Spinnerei, hingen Bilder, die man sich gegenseitig geschenkt habe oder die füreinander geschaffen worden seien. So sind in der Ausstellung zahlreiche Beispiele dieser „partnerschaftlichen“ Bilder zu sehen, aber auch welche, die eigens für Klosterneuburg geschaffen wurden. Obwohl in Neo Rauchs Bildkunst eine Art spätes Echo der Historienmalerei des 19. Jahrhunderts oder zur Malergeneration eines Oskar Kokoschka oder Max Beckmann zu beobachten ist, ist er durchaus inhaltlich auf der Höhe unserer Zeit, die mit Krieg und Tod, Zerstörung und Elend auch nicht nur „schön“ ist. Da gibt es merkliche Gegensätze beim Künstlerpaar. Rosa Loy gesteht, die Betrachter ihrer Kunst eher an den Abgründen vorbeiführen und eine positive Wirkung erzielen zu wollen, ohne aber ins Seichte abzugleiten. Vor allem malt Rosa Loy fast ausschließlich Frauen in mythologisch wirkendem Ambiente. Der erste Blick auf die Schau vermittelt Farbenkraft und Darstellung einer durchkomponierten Welt der Märchen und Mythen.
Karlheinz Essl, der schon mit der Ausstellung „Made in Leipzig“ 2006 rund 30 Künstler aus der Leipziger Schule präsentiert hatte, wollte auch die Unterschiede neben den Gemeinsamkeiten deutlich werden lassen. Bei der Auswahl und Zusammenstellung der Bilder – eine Reihe stammt aus der Sammlung Essl – ließ er dem Künstlerpaar freie Hand. Den Titel „Hinter den Gärten“ haben die Künstler selbst erfunden bei der Überlegung nach privaten Gemeinsamkeiten. „Wir mögen eben unseren Garten sehr“, sagte Rauch im Gespräch mit dem Kurator Günther Oberhollenzer. Als Künstler bändige er den „Wildwuchs“ seiner Inspiration wie ein Gärtner. Und Rosa Loy erzählt, dass sie ein Gartenbaustudium absolviert habe und aus einer Gärtnerfamilie stamme. „Hinter den Gärten ist der Wald, dort lauern die Ungeheuer und der Wildwuchs“, sagt Rauch. Er liebe es, bei seinen Bildern trotz vertrauter Motive oder Figuren und einer Portion Zeitgeschichte etwas Unentschlüsseltes, auch Verstörendes wirken zu lassen. Sie wiederum lädt ihre Bilder mit Symbolismen auf – beide sind aber leidenschaftliche Maler durch ihre erzählerischen Bildkompositionen. Es gibt sehr viel zu schauen bei dieser „Gartenschau“. (Bis 16. November) www.essl.museum